Rilagebirge
(Bulgarien Teil 1)
54km 4 Tage 4915hm
Seit einigen Jahren hatte ich den Wunsch, einmal in Bulgarien zu wandern. Da das Rila- und das Piringebirge nicht allzu weit auseinander liegen, entstand die Idee, bei einer Reise beide Gebirge zu begehen und dort die Landschaft und die Kultur des Landes kennenzulernen. Aus Deutschland heraus war die Organisation der Tour recht schwierig. Die Kontaktdaten der Hütten waren nicht verfügbar, es gab Sprachbarrieren. Das größte Problem war aber die Anfahrt, denn mit öffentlichen Verkehrsmittel so gut wie aussichtslos, wenn man nicht auf die notwendigen Fahrpläne zugreifen kann. Deshalb suchte ich im Internet nach einer Agentur, die uns bei der Durchführung der Touren im Rila- und im Piringebige unterstützen konnte und kamen mit WM-Aktiv-Reisen in Kontakt. Die Agentur hatte bereits den MDR bei der beliebten Fernsehsendung BIWAK unterstützt.
Das Rila-Gebirge befindet sich im Südwesten Bulgariens, das höchste Gebirge auf der Balkanhalbinsel. Der Name Rila leitet sich aus dem Thrakischen ab und bedeutet soviel wie "wasserreiches Gebirge", denn mehr als 150 Seen in Höhen zwischen 2100 und 2500m befinden sich in dieser Region. Die bekanntesten Seen sind die sieben Rila-Seen. Eine Gruppe von Gletscherseen, die sich in unterschiedlichen Höhen befinden und dadurch riesige natürliche Stufen bilden, die durch kleine Bäche verbunden sind. Am Nordrand gibt es auch einige heiße Quellen. Die heißeste Quelle hat 102°C und befindet sich in Sapareva Banya.
Das Gebirge ist geprägt von den vielen Seen, schneebedeckten Gipfel, zackigen Felsformen und tiefe Schluchten geprägt. Der höchste Gipfel des Gebirges ist der Musala mit einer Höhe von 2925m. Er ist auch gleichzeitig der höchste Gipfel von Bulgarien. Der Artenreichtum im Gebirge ist groß. Man findet u.a. Bären, Wildschweine, Luchse, Ziegen, Hirsche, Falken und Adler. Am Südrand des Gebirges befindet sich da Rila-Kloster, welches eingebettet an den waldbedeckten Gebirgshängen steht.
Wir waren in dieser Landschaft einige Tage unterwegs und wanderten auf der Nord-Süd-Achse von den Rilaseen bis zum Rila-Kloster. Unsere Anreise erfolgte über Sofia nach Panichishte. Von dort brachte uns ein Sessellift hinauf zur Rilaseenhütte. Wir wanderten durch die schöne Landschaft der sieben Seen. Am nächsten Tag wanderten wir zum Malyovitsa und übernachteten in der gleichnamigen Hütte. Vor dort gingen wir dann weiter in Richtung des Rila-Klosters, welches wir am letzten Tag der Wandertour besuchten.
Sofia ist die Hauptstadt von Bulgarien. Sie liegt im westlichen Teil des Landes. Hinter der Stadt liegt das Witoschagebirge. Der höchste Berg ist dort 2290m hoch. Die Wahrzeichen der Stadt stammen aus über 2.000 Jahren unter teilweise griechischer, römischer, osmanischer und sowjetischer Herrschaft. Wir bezogen ein Hotel etwas südlich vom Stadtzentrum und machten am Nachmittag einen Stadtrundgang.
Zuerst gelangten wir an den nationalen Kulturpalast. Er ist einer der Lieblingsorte der Einheimischen und Hauptstadttreffpunkt. Das Gebäude ist ein multifunktionaler Komplex mit 16 Sälen. Über einhundert Werke monumentaler Malerei, Plastiken und Holzschnitzereien werden in den Räumen ausgestellt. Am Weg von dem Palast in die Innenstadt gibt es viele Springbrunnen und Wasserspiele. Der Weg endet am Witoscha-Boulevard, den wir entlang liefen. Unterwegs fanden wir einen sehr originell gestallteten Eisladen, in dem wir uns eine Kugel Eis aussuchten. Am Ende der Straße gelangten wir zum Sofia City Court, dem Justizgebäude, in dem alle Gerichte der Stadt untergebracht sind. Am nächstgelegenen Platz stand die Sweta Nedelja Kathedrale der bulgarisch-orthodoxen Kirche. An der Kathedrale bogen wir nach rechts ab und gelangten in einen Gebäudekomplex, in dessen Hof die Rotunde des heiligen George stand. Dabei handelt es sich um eine frühchristliche Kirche aus rotem Backstein, der als das älteste Gebäude in Sofia betrachtet wird. Die Rotunde befindet sich unmittelbar hinter dem Sofia Hotel Balkan inmitten von weiteren historischen Überresten der antiken Stadt Serdica. Das Gebäude wurde von den Römern im vierten Jahrhundert als zylindrischer Kuppelbau auf einem quadratischen Sockel errichtet. Vorbei am archäologischen Nationalmuseum gelangten wir zur nationalen Kunstgalerie. Hinter dem Gebäude befindet sich ein kleiner Park, an dem wir vorbei liefen. In diesem Park befindet sich die russische Kirche "Sveti Nikolay Mirlikiiski", die mit ihren vergoldeten Türmen nicht zu übersehen. Im Anschluss gelangten wir an den großen Platz, wo die Kathedrale „Hl. Alexander Nevski“ stand. Sie stellt ein außerordentliches Bauwerk mit vergoldeten Kuppeln dar und ist zugleich das Wahrzeichen der Stadt. Die Glockenturms ist über 50m hoch. Die Kirche wurde zu Ehren des russischen Imperators Alexander II errichtet, dessen Armee 1878 das Land von der fünf Jahrhunderte währenden türkischen Fremdherrschaft befreite. Direkt neben der Kathedrale befindet sich die älteste Kirche „Heilige Sofia“, nach deren Namen die Hauptstadt benannt wurde. Interessant ist auch der Platz um die Kirche, wo sich das Denkmal des unbekannten Soldaten mit dem ewigen Feuer und auch der Antiquitätenmarkt befinden.
Nach der Besichtigung der Kathedrale führte uns der Weg zurück zum Platz der Unabhängigkeit. Dort stehen die Gebäude des Parlamentes. Dort befinden sich weiter Ruinen der antiken Stadt Serdica, die zwischen dem Parlamentspalast und der Maria Luiza Straße unter dem Glasdach zu sehen sind. Am Ende der Straße befindet sich die unscheinbare katholische Kirche Sweta Petka vor dem Eingang der Metro. Die nach außen sehr schlicht gehaltene einschiffige Kirche wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Sie ist nach einer Verordnung der damals herrschenden Osmanen zwei Meter im Boden eingegraben worden, denn sie durfte nicht höher sein als ein „Moslem, der auf einem Pferd reitet“. Deshalb sieht man nur das Dach aus dem Boden ragen. Die Sveta Petka Samardžijska Kirche wurde als Stiftung der Sattlerzunft errichtet und wird deshalb auch Sattler-Kirche genannt. Etwas weiter hinter der Kirche war die Banja-Baschi-Moschee zu sehen. Sie stammt aus der Zeit der osmanischen Herrschaft und wurde 1566/67 erbaut. Sie ist eine der ältesten Moscheen in Europa. Am Platz neben der Sveta Petka stand die 8m hohe Statue der „Heiligen Sofia“. Sie wurde im Jahr 2000 aufgestellt und soll die Größe und Schönheit von Sofia verkörpern. Außerdem gilt sie als die Beschützerin der Stadt und des Landes.
Nach unserem Stadtrundgang kehrten wir zu unserem Hotel zurück und suchten ein traditionelles Restaurant, wo wir den Abend nach den vielen Eindrücken ausklingen ließen.
Bildergalerie:
12,4km 6h 621hm 595hm mittel
Nach dem Frühstück im Hotel holte uns die Reiseagentur mit einem Kleinbus ab und fuhr in Richtung des Rila Gebirge. Unterwegs trafen wir unsere Bergführerin, die zu uns in den Bus stieg. Über die A3 fuhren wir entlang am Witoscha Gebirge nach Kavakliya und weiter auf der Landstraße bis nach Pamichishte. Am Lift zu den 7-Rila-Seen hielt der Bus und wir stiegen aus. Wir hatten sehr gutes Wetter und fuhren gleich mit dem Lift hinauf zur (1) Rilaseenhütte 2150m. Dort angekommen, bekamen wir ein Zimmer zugeteilt und konnten unsere Rucksäcke etwas erleichtern. Die Schlafsäcke und weiteres Ausrüstung blieben auf der Hütte. Dann starteten wir vor der Hütte zu einer Rundwanderung (Rila Lakes Circuit) entlang der Rilaseen.
Neben der Hütte stiegen wir gleich bergan auf einen Sattel und wanderten von dort zum (2) Babreka See 2282m (die Niere). Unterwegs hatten wir bereits erste Ausblicke auf die tiefer Seen, die ein Foto wert waren. Der See hat das steilste Ufer aller Seen in diesem Gebiet. Am See gab es einen Ranger, der darauf achtete, dass alle Besucher auf den vorgeschriebenen Wegen blieben und nicht an das Ufer gingen. Der Grund lag darin, dass es eine zu starke Erosion und diesem Gebiet gab und die Landschaft deswegen geschützt werden muss. Dann begann der nächste Anstieg, der uns zum Okoto See 2440m (das Auge) brachte. Der Name stammt von seiner ovalen Form ab. Der Okoto See ist der tiefste See in Bulgarien. Vorbei am Salzata See 2535m (die Träne) kamen wir zur (3) Seespitze 2559m, von der wir auf die Seen schauen konnten. Diesen Aussichtspunkt nutzten wir für unsere Fotos. Alle Seen waren zu sehen und konnten mit einem Panoramafoto erfasst werden. Auf dem Plateau machten wir eine Pause und genossen die Aussicht. Im Anschluss wanderten weiter in Richtung der Wegkreuzung (4) Rasdela 2603m. Dort treffen sich die Wege von der Malyovitsahütte und der Ivan-Vassow-Hütte. Markant ist diese Weggabelung, durch einen gelben Mast, der weit sichtbar ist und eine Glocke zum Läuten, wenn Nebel aufziehen sollte. Von dort sahen wir bereits den Gipfel des (5) Damga 2669m. Er ist ein Hauptknoten im nordwestlichen Rila Gebirge und verbindet die Kämme von Malyovitsa und Otovitsa. Wir beschlossen den kurzen Weg zum Gipfel noch auf uns zu nehmen und stiegen hinauf. Von dort hatten wir einen großartigen Blick hinunter in den Urdina-Kessel mit den Urdini-Seen. Dort verläuft eine der Hauptwasserscheiden auf der Balkanhalbinsel zwischen dem Ägäischen Becken und dem Schwarzmeerbecken.
Vom Gipfel gingen wir wieder zurück zu den Seen und stiegen am Schluss vom Babreka See hinunter zum Trilistnika See 2216m (das Dreiblatt) und dem Ribnoto See 2184m (der Fischsee) an dem die (6) 7-Seen-Hütte 2184m stand. An der Hütte legten wir eine Pause ein und tranken etwas. Danach stiegen wir in eine kleine Senke ab und wanderten dann über einen kleinen Hügel zur Rilaseenhütte. Dabei sahen wir etwas weiter unten den Dolnoto See 2095m (der untere See), der der tiefstgelegene See in diesem Gebiet war. Auf der Hütte angekommen, legten wir uns auf die Liegestühle und schauten von dort noch einmal zu den Bergen und den Seen hinüber. Dann ging auch schon die Sonne hinter die Gipfel und es wurde bedeutend kühler.
Wir hatten ein Zimmer mit bezogenen Betten bekommen. Wir brauchten also keinen Schlafsack. Am Abend gab es eine kleine Auswahl an Speisen, die nach der Bestellung in der Mikrowelle erhitzt wurden. Wir wurden aber alle satt und planten danach unseren nächsten Tag. Das Wetter sollte am Tage recht gut werden, nur für den späten Nachmittag waren erste Schauer angesagt. Auf der Hütte gab es ab 8 Uhr Frühstück. Das passte also ganz gut für uns.
Bildergalerie:
1) Rilaseenhütte 2150m- 2) Babreka See 2282m
- 3) Seespitze 2559m
- 4) Rasdela 2603m
- 5) Damga 2669m
- 6) 7-Seen-Hütte 2184m
16,9km 5,5h 688hm 808hm mittel
Am Morgen gab es ein kleines Frühstück. In der Hütte gab es zwei frittierte Weißbrotscheiben mit einem großen Stück Weichkäse und Blaubeermarmelade. Dazu wurde ein Getränk (Tee oder Kaffee) gereicht. Ein zweites Getränk musste immer bezahlt werden. Das kostete ca. 1EUR. Auf jeden Fall wurden wir satt.
Von der (1) Rilaseenhütte 2150m wanderten wir am Morgen zuerst wieder in Richtung der 7-Seen-Hütte und stiegen etwas unterhalb der Hütte zum Dolnoto See (der untere See) ab. Der Weg führt hinter dem See durch recht hochgewachsene Krüppelkiefern über die Ebene nach Norden. Stetig verloren wir an Höhe. Dann gelangten wir in bewaldetes Gelände und gingen nun steiler bergab. Am Weg sahen wir überall Pilze und bestimmten diese. Der größte Teil war essbar. Nach ca. zwei Stunden erreichten wir die (2) Lovna Hütte 1687m. Vor der Hütte hatte der Hüttenwirt auf Tischen gesammelte Pilze zum Trocknen ausgelegt. Wir machten hier eine Pause. Neben der Hütte gab es Bungalows mit Betten, die aus Baumstämmen errichtet waren. Durch das Gelände floss der Dzherman. Wir machten es uns vor der Hütte bequem und tranken etwas. Danach gingen wir weiter in den Wald hinein und überquerten zunächst den Dzherman. Dabei gab es zwei Varianten. Ein Weg ging über die Steine im Fluss oder man nutzte zwei Baumstämme, die etwas höher über dem Fluss lagen. Bis zur (3) Vada Hütte war es dann nicht allzu weit. Nach einer weiteren Stunde gelangten wir zur Hütte und legten hier die Mittagspause ein. Wir probierten die Suppen und das selbstgemachte Joghurt mit Blaubeeren. Auf der Terrasse tummelten sich viele Katzen, die natürlich unbedingt die Joghurtschalen auslecken wollten. Zum Schluss saß eine kleine Katze mit auf dem Tisch und fühlte sich dort sehr wohl.
Wir mussten aber weiter ziehen, denn es stand noch ein langer Aufstieg vor uns. Der Weg führte zuerst über einen Bergrücken hinein in das nächste Tal. Wir wanderten durch einen hohen Fichtenwald. Überall standen große Steinpilze. Dann gelangten wir zu einer Brücke am Urdina-Fluss, der von den Seen im Urdina-Kessel durch das Tal herunterfloss. Die Seen hatten wir am Vortag vom Gipfel des Damga sehen können. Der Weg wurde hinter dem Fluss steiler. Wir wanderten durch die Wälder bergauf, bis wir an die Straße kamen, die zum (5) Malyovitsa 1700m führte. Der Ort besteht aus Hotels, die vorrangig im Winter besucht werden und im Sommer geschlossen sind. Unser Weg führte weiter am Fluss Malyovitsa entlang. Vor uns konnten wir bereits den Gipfel des Malyovitsa sehen, der Namensgeber für diese Gegend. Nach einer weiteren Stunde gelangten wir zur (6) Malyovitsahütte 1998m. Leider fing es kurz vor der Hütte an zu regnen. Die Wolken hingen tief im Tal und wir hatten keinen Blick auf die Berge im Talkessel.
Auf der Hütte bekamen wir zwei Zimmer zugewiesen. Es gab eine Dusche und eine Heizung. Am Abend gab es wieder eine kleine Abendkarte. Wir ahnten schon, dass sich die Gerichte auf den Hütten wiederholen werden. Aber wir hatten Hunger und bestellten uns ein paar Speisen zum Probieren. Danach gab es eine Besprechung für den nächsten Tag. Das Wetter war sehr wechselhaft angesagt worden. Da unsere ursprüngliche Hütte nicht buchbar war, hatten wir einen langen Weg durch das Gebirge vor uns, der alleine von der Länge eine Herausforderung darstellte. Dann gingen wir zu Bett und hörten draußen den Regen laut auf das Dach prasseln.
Bildergalerie:
1) Rilaseenhütte 2150m- 2) Dolnoto See 2095m
- 3) Lovna Hütte 1687m
- 4) Vada Hütte 1475m
- 5) Ressort Maljowitza 1700m
- 6) Malyovitsahütte 1998m
16,6km 8,5h 614hm 1128hm schwer
Für den 3. Tag hatten sich einige Probleme angekündigt. Unsere Hüttenbuchung war nicht erfolgreich. Deshalb hatten unsere Bergführer die Ribini Hütte ausgewählt. Bis dorthin war es eine recht lange Strecke mit einigen Höhenmetern. Allerdings war schlechtes Wetter vorhergesagt worden und damit wurde die Tour zu einer echten Herausforderung. Aber wir wollten es probieren.
Bereits am Abend davor hatten wir schon unsere Brote für das Frühstück bestellt. Außerdem hatte sich jeder ein Brot für unterwegs ausgesucht. Das Frühstück war recht spät angesetzt worden. Wir wären lieber etwas früher gestartet. Von der (1) Malyovitsahütte 1998m stiegen wir hinunter zum kleinen Fluss Malyovitsa Reka hinunter. Gleich im Anschluss begann der erste Aufstieg des Tages. Neben uns floss der kleine Bach Malka in das Tal hinunter. Der Weg führte im felsigen Gelände steil nach oben. In einer Senke zwischen den Gipfeln des Rashdavitza und des Prekorechki erreichten wir die Prekorechki Seen. An diesen gingen wir vorbei und stiegen nun zur Schutzhütte an dem (2) Strashnoto See (Gruselsee) 2458m auf. Langsam fing es stärker an zu regnen und es sollte so schnell auch nicht mehr aufhören. In der Schutzhütte machten wir eine Pause. Sie war recht klein und eng, aber jeder fand einen Platz.
Nach der Pause wanderten wir weiter, waren aber schon etwas hinter unserem Tourenplan hinterher. Gleich hinter der Schutzhütte gab es eine verseilte Stelle, die unterhalb des Berggipfel Kana um den Berg herumführte. An einem Abzweig wählten wir den Weg zur rechten Seite. Links gelangt man hinunter in das Tal. Nun begann der lange Weg hinüber zur Schutzhütte (3) Kobilino Branishte 2145m. Der Weg führte über Wiesen und an vielen Bergkiefern vorbei. Durch den Regen wurden die Wege sehr rutschig und ließen sich immer schlechter gehen. Nach ca. 5 Stunden erreichten wir die Schutzhütte. Der Regen wurde immer stärker und die Temperaturen waren stark gefallen. Wir setzten uns in die Hütte und überlegten, was wir machen könnten. Der Weg bis zur Ribini Hütte war noch recht weit und wir waren uns nicht sicher, ob wir diesen Abschnitt noch vor der Dunkelheit schaffen würden. Beim Studium unseres Kartenmaterials entdeckten wir Touristen Hütten im Tal bei Kiro. Wir entschieden uns für die Abstiegsvariante und wanderten am Fluss Suhoto entlang. Die Farben am Weg wurden immer bunter. Ein dunkelrotes Meer an Gräsern tat sich hier auf. Überall sahen wir Feuersalamander an den Wegrändern. Auf halber Strecke des Abstiegsweges gelangten wir zum (4) Suhoto See 1922m, der im Nebel vor uns lag. Von dort schlängelte sich der Weg an den Bergen entlang in das Tal hinunter. Wieder standen überall Pilze, die essbar waren. Aber wir konnten leider keine mitnehmen. Im Tal angekommen, gingen wir zur ersten Tourist-Hütte. Uns wurde mitgeteilt, dass es einen Stromausfall gab und wir somit keine Heizung hätten und es nichts zu essen gab. Wir gingen weiter im Tal hinauf und gelangten zur (5) Kiro Turisthütte 1492m. Auch hier gab es keinen Strom, aber man konnte den Ofen anfeuern, wo wir uns trocknen konnten und es wäre fertig gekochte Suppe da, die ebenfalls am Ofen erwärmt werden konnte. Wir entschieden uns für diese Alternative. Die Zimmer in den Hütten wurden verteilt und wir suchten im Dunkeln die trockenen Sachen aus dem Rucksack heraus. Zu unserem Glück gab es wieder Strom und wir konnten die Heizung anstellen. Die Freude darüber war sehr groß, denn wir waren ordentlich nass geworden. Auch die Schuhe waren mit Wasser gefüllt.
Am Abend setzten wir uns in das warme Restaurant und bestellten erst einmal ordentlich etwas zu Essen. Der Hunger war sehr groß. Zum Abschluss probierten wir den selbstgemachten Rakija, natürlich das große Glas (100g). Der Rakija ist ein Obstbrand. Dieser wird auf dem Balkan aus vergorenen Früchten destilliert. Wir waren über den Tourenausgang sehr glücklich, denn die Übernachtung auf einer der Schutzhütten in den Bergen, wäre eine größere Herausforderung für uns geworden.
Bildergalerie:
1) Malyovitsahütte 1998m- 2) Strashnoto See 2458m
- 3) Kobilino Branishte 2145m
- 4) Suhoto See 1922m
- 5) Kiro Turisthütte 1492m
8km 3h 68hm 393hm leicht
Am Morgen bekamen wir das klassische Frühstück. Es regnete immer noch, aber das Regenradar zeigte an, dass es bald aufhören sollte. Da wir Zeit hatten, beschlossen wir zu warten. Es sollte sich lohnen, denn pünktlich nach 10 Uhr kam die Sonne raus und wir machten uns auf den Weg. Zuerst wanderten wir die Straße in Tal auswärts. Unser Ziel war die Kapelle und die Höhle, in der Ivan Rilski als Einsiedler gelebt hatte. Wir durch einen Wald mit Akazien und Eichen. Auf dem Boden lagen große Steine, die nach dem Regen recht rutschig waren. Nach ca. 20 Minuten erreichten wir eine kleine Kirche, die zu Ehren von Ivan Rilski erbaut wurde. Rechts neben der Kirche befand sich der Eingang zur Höhle. Über eine schmale Treppe stiegen wir durch eine kleine Öffnung in die Höhle. Kaum zu glauben, dass jemand leben konnte. Ivan Riski (Der heilige Iwan von Rila) lebte hier im 10. Jahrhundert. Er ernährte sich von den Fischen im Fluss und dem, was es im Wald fand. Später schlossen sich ihm einige Anhänger an, die mit ihm gemeinsam das Rila Kloster gründeten. Nachdem wir uns alles angeschaut hatten, gingen wir wieder hinunter zur Straße. Nun waren dort Busse angekommen und viele ältere Menschen stiegen mit ungünstigem Schuhwerk zur Kirche hinauf. Auf der Straße gingen wir weiter zum Kloster, welches wir nach einem längeren Fußmarsch erreichten. Zuerst sahen wir die Gebäude der Klosterbäckerei und dann das große Portal an der Nordseite des Klosters. Wir aßen aber zuerst im Restaurant neben der Bäckerei eine Kleinigkeit zum Mittag und begannen im Anschluss mit der Besichtigung.
Am Morgen bekamen wir das klassische Frühstück. Es regnete immer noch, aber das Regenradar zeigte an, dass es bald aufhören sollte. Da wir Zeit hatten, beschlossen wir zu warten. Es sDas Rila Kloster ist das größte Kloster Bulgariens und eines der größten orthodoxen Klöster der Welt. Besonders bekannt sind die malerischen Fresken, Ikonen und die Architektur. Nach dem Betreten des Innenhofes waren wir erstaunt. Eingerahmt von den weiß-braun-rötlichen mehrstöckigen Gebäude mit hölzernen Arkaden, Erkern und Balkonen, stand in der Mitte die Klosterkirche. Die Gänge und der Innenraum der Kirche sind bemalt. Erzählt wird die Geschichte von den Fähigkeiten des Johannes von Rila. Der bulgarische Zar Iwan Schischmann sorgte für zahlreiche Privilegien für das Kloster. Aus diesem Grund hinterließen Baumeister, Künstler und Schriftsteller Wandmalereien, liturgische Gefäße, Profanbauten und Ikonen, die heute besichtigt werden können. Im Jahr 1983 wurde das Kloster in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
Im Ostflügel des Klosters ein Museum etabliert. Wir besuchten die Ausstellung mit alten Waffen, Münzen, Schmuck, Urkunden bulgarischer Zaren und Ikonen aus der ganzen Welt. Das Raffails Kreuz gehört zu wertvollsten Museumsschätzen. Dabei handelt es sich um ein 81 Zentimeter langes und 43 Zentimeter breites Kunstwerk, welches Ende des 1800 Jahrhundert gefertigt wurde. Gefertigt hatte es ein Mönch namens Raffail, der hier 104 Szenen religiösen Inhalts unter Darstellung von über 650 Kleinfiguren im Miniaturformat abbildete. Der Überlieferung nach erblindete Raffail nach Vollendung des Werkes. Er hatte es mit kleinen Messern und Stemmeisen, einer Lupe und auch bei Kerzenlicht bearbeitet. Im Anschluss kauften wir uns ein Ticket für den Hrelja Turm im Kloster. Mitte des 1400 Jahrhundert rekonstruierte der damalige Kommandeur Hrelja die Kirche des Rila-Klosters und baute den sogenannten Hrelja-Turm, den Verteidigungsturm des Klosters. Der Turm ist das ältestes Bauwerk, welches heute noch im Kloster erhalten ist. Der Steinturm ist 23 Meter hoch und hat fünf Stockwerke. Beim Aufstieg sahen wir die Kapelle, die der Verklärung Christi gewidmet ist und im obersten Stockwerk einige Fragmente von Fresken aus dem 14. Jahrhundert. Der Turm hat einen einzigen Eingang im ersten Stock, der zu der Zeit wahrscheinlich über eine Leiter erreicht wurde. Ein zweistöckiger Glockenturm wurde 1844 an den Turm angeschlossen. Vom obersten Stockwerk hatten wir einige sehr gute Sichten auf das Kloster und die Berge des Rila Gebirges. Danach gingen wir zur Klosterbäckerei. Es befindet sich am Nordtor, außerhalb des Hauptgehäuses. An einem kleinen Fenster wird das beste traditionelle Mekitsa-Gebäck von Bulgarien verkauft. Das Mekitsa-Gebäck hat eine flache runde Form und besteht aus einem Teig, der dem der Churros und Porras ähnelt, die man in Spanien herstellt. Auf das Gebäck kommt Puderzucker darauf und dann lässt man es sich schmecken. Dann stand der Linienbus bereit. Da wir den ganzen Kleinbus mit unserer Gruppe und den Rucksäcken füllten, entschied sich der Fahrer für eine Sonderfahrt und fuhr uns kurzerhand zum Hotel. Danach kehrte er zum Kloster zurück und holte die anderen Fahrgäste ab.
Im Hotel bekamen wir große Zimmer und konnten ausgiebig duschen. Dann genossen wir die Nachmittagssonne am Manastirska Fluss, der direkt am Hotel angestaut wurde. Am Abend gab es ein gemeinsames Essen. Unsere Bergführerin hatte noch einmal Pilze gesammelt und diese in der Küche zubereiten lassen, damit jeder in der Gruppe die Steinpilze probieren konnte. Außerdem empfahl uns die Parjena pastarva (gegrillte Forelle mit Butter, bulgarische Kartoffeln und Salat), die wir uns bestellten. Zum Abschluss stießen wir mit einem Rakia oder Mastika an. Der Mastika ist eine Ouzo und Raki ähnliche Spirituose, die jedoch Mastix (das Harz des Mastixstrauches, der auch als wilde Pistazie bekannt ist), enthält und die Geschmacks bestimmende Komponente Anis enthält. Er wird stark gekühlt serviert. Wenn der ursprüngliche „Mastika“ mit Wasser gemischt wird, entsteht ein Getränk mit einer weißen Farbe.
Hier endete der erste Teil unserer Wanderreise nach Bulgarien. Wir waren durch den nordwestlichen Teil des Gebirges gewanderte und haben dabei einen Eindruck von der großen Vielfalt an den Gebirgsseen sehen können. Zum Abschluss besuchten wir das Kloster, welches zum UNESCO-Welterbe gehört und sehr sehenswert ist. Am nächsten Morgen holte uns ein Kleinbus ab und brachte uns in das Piringebirge, wo wir ebenfalls noch einmal 4 Tage auf eine Hüttentour gingen.
Bildergalerie:
1) Kiro Turisthütte 1492m- 2) Ivan Rilski Kapelle 1377mm
- 3) Rila Kloster 1165m
Eine Erklärung zu den Symbolen und den Daten der Tagesetappen finden Sie unter dem Link "Zeichenerklärung". Weitere Informationen zur Tourenplanung und eine Checkliste stehen für Sie in der Rubrik "Hinweise" bereit.