Große Hörnertour
17km 2 Tage 1874Hm
Für den Winter 2024 hatte ich mich für eine Schneeschuh- und eine Skitour entschieden. Für beide Touren galt es vorab schon etwas Kondition aufzubauen. Um zu testen, wie weit ich damit schon vorangekommen war, buchte ich kurzentschlossen eine Schneeschuhtour in der Nagelfluhkette. Die wurde von der Alpinschule in Oberstdorf angeboten. Da man bei der Anschaffung von Schneeschuhen, Lawinensuchgerät, Schaufel und Sonde schnell auf höhere Beträge und das lohnt sich nur, wenn man diese etwas öfter einsetzen kann. Diese waren bei der Buchung inklusive. Leider stiegen die Temperaturen in den Wochen vor der Tour und ich hatte große Sorge, dass die Tour noch abgesagt wird. Aber es passte dann doch alles. Es lag noch genügend Schnee, um über die Gipfel zu gehen. Für das Wochenende wurde gutes Wetter angesagt. Die Sonne sollte an beiden Tagen ordentlich scheinen.
Geplant war die Große Hörnertour von Nord nach Süd zu gehen. Sie ist schon seit Beginn des Skitourismus ein absoluter Klassiker im Allgäu. Bei der Panoramatour wollten wir, hoch über dem Illertal, in zwei Tagen 5 Gipfel im Naturpark Nagelfluhkette besteigen. Unter anderem auch das Riedberger Horn, welcher auch gleichzeitig der höchste Gipfel auf der Tour war. Eine sehr schöne Tour für Einsteiger und alle, die gemütlich die verschneite Allgäuer Winterlandschaft durchstreifen wollen. Die Tour startete in Ofterschwang am Weltcup-Express und endete an der Grasgehrenhütte, die oberhalb des Riedbergpass liegt.Übernachtet wurde im Berghaus Schwaben, welches zum Schwäbischen Skiverband gehört.
Im Jahr 2008 schlossen sich 14 Gemeinden aus der Allgäuer Region und dem Bundesland Vorarlberg an der Deutsch-Österreichischen Grenze zum Projekt Naturpark Nagelfluhkette zusammen. Der Naturpark verläuft von Immenstadt bis zum Bregenzer Wald. Im Süden reicht er bis an das Kleinwalsertal mit dem Hohen Ifen heran. Der bekannteste Gipfel in der Nagelfluhkette ist der Hachgrat mit 1834m. Der höchste Punkt befindet sich auf dem Gottesacker am Hohen Ifen mit 2050m. Vier weite Täler durchziehen das Gebiet, in dem sich eine sehr große Artenvielfalt in der Flora und Fauna auf engstem Raum ausgeprägt hat.
Am Tag vor der Tour besuchte ich die Sturmannshöhle. Sie ist die einzige begehbare Höhle im Allgäu. Erstmals wurde die Höhle 1815 schriftlich erwähnt. Sie wurde erst im Jahr 1904 bis zum Ende erkundet. Bis 1905 wurde die Höhle mit Eisentreppen im Schacht sowie elektrischer Beleuchtung ausgestattet und als Schauhöhle eröffnet. Geologisch gesehen handelt es sich um eine Spalthöhle, die bei der Auffaltung der Alpen entstand. Dabei wurden die Kalkschichten um 90 Grad gekippt. Durch solch eine Spalte kann man nun 300 Meter in einem schmalen Spalt hineingehen. Über 180 Treppenstufen gelangt man am Ende zu dem 74 Meter tiefer gelegenen Wasserlauf und Höhlensee. Bei starken Regenfällen läuft die Höhle auch schnell einmal mit Wasser voll. Marken an den Wänden zeigen die Höchststände. In den letzten Jahren wurde die Höhle mit LEDs ausgeleuchtet und bietet dabei sehr schöne Ansichten.
Bildergalerie:
8,1km 5h 637hm 426hm leicht
Wir trafen unsere Bergführerin am Morgen auf einem Parkplatz in Fischen. Nach der Begrüßung wurde die Ausrüstung für die Schneeschuhtour verteilt. Die Schaufel und die Lawinensonde mussten nun noch im Rucksack griffbereit verstaut werden. Das Lawinensuchgerät wurde umgeschnallt und die Schneeschuhe am Rucksack befestigt. Dann waren wir auch schon startklar. Zwei Taxis brachten uns nach Ofterschwang zur Seilbahn. Von dort fuhren wir mit dem Weltcup-Express zur gleichnamigen Hütte hinauf. Die erste Herausforderung des Tages war der Auf- und Abstieg zwischen den Skiläufern mit den Rucksäcken und der Ausrüstung. Aber alles klappte und nach 10 Minuten standen wir schon neben Lift und schnallten unsere Schneeschuhe unter die Schuhe. 4 Gipfel sollten an diesem Tag bestiegen werden. Dabei kamen wir langsam immer höher hinaus.
Von der Bahnstation an der (1) Weltcup-Hütte 1300m wanderten wir nach Süden. Unser erstes Ziel war der erste Gipfel des Tages, das (2) Ofterschwanger Horn 1411m. Dorthin waren einige Wanderer unterwegs. Die Schneeschuhe hatten einen guten Griff in dem festen Schnee. Wir kamen gut voran und nahmen den ersten etwas steileren Anstieg zum Gipfelkreuz. Von dort hatten wir den ersten großartigen Blick auf die Allgäuer Alpen. Nach dem Gipfelfoto und einem kurzen Check der Ausrüstung stiegen wir zur Fahnengehrenalpe ab. Der Südhang hatte leider keinen Schnee mehr, deshalb wurden die Schneeschuhe kurz abgeschnallt. Im Gegenanstieg wanderten wir weiter in Richtung des (3) Sigiswanger Horn 1527m. Der Weg führte steil nach oben. Der Gipfel ist bewaldet, deshalb lag dort auch kaum noch Schnee. Die letzten Meter wurden noch einmal ohne Schneeschuhe zurückgelegt. Dafür konnten wir im Abstieg wieder auf Schneefelder weiterwandern. Der Wald öffnete sich langsam und vor uns war das nächste Horn zu erkennen. Über eine steile Flanke erreichten wir im Sonnenschein das (4) Rangiswanger Horn 1615m. Dort blies ordentlich der Wind, aber der Panoramablick war schon beeindruckend.
Vom Gipfel gab es wieder einen kurzen Abstieg. Der Kammweg war aber erst einmal zu begehen. Deshalb stiegen wir noch etwas weiter nach Westen ab und suchten uns einen Weg durch den Wald, der uns dann hinauf bis kurz vor die Pisten im Skigebiet an den Hörnerbahnen führte. Dort stiegen wir dann am Rand hinauf zum (5) Weiterkopf 1665m. Noch einmal gab es Gipfelfotos und eine kleine Pause.
Vom Weiterkopf stiegen wir seitlich der Piste am steilen Hang hinunter zur Station der Hörnerbahn ab. Die Sonne schien auf den Hang und der Schnee wurde bereits etwas rutschig. Kurz vor der Bahnstation erreichten wir einen Winterwanderweg der am Berg entlang zum (6) Berghaus Schwaben 1520m führte. Es kamen uns viele Wanderer entgegen, die die Hütte als Tagesziel gewählt hatten. Nach 20 Minuten kamen wir an der geschlossenen Alpe Hinteregg vorbei. Dort begann der Weg noch einmal etwas anzusteigen. Dann standen wir vor dem Berggasthaus. Von dort gab es einen sehr schönen Blick auf die Gipfel des Allgäuer Gebirges und das Riedberger Horn, dem höchsten Gipfel der Nagelflukette. Wir legten unsere Ausrüstung ab und genossen die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Wenig später begann die Sonne unterzugehen und der Himmel färbte sich hinter den Gipfeln rot ein. Dann wurde es ordentlich kalt und wir zogen in den Gastraum der Hütte um.
Das Berghaus Schwaben in Bolsterlang wurde 1951 vom Schwäbischen Skiverband (SSV) erbaut. Mit dem Bau weiterer Berghäuser sollten optimale Grundlagen für Lehrgangsmaßnahmen des Verbandes im Allgäu geschaffen werden. Wir kamen in Dreibettzimmern unter, die mit einer Waschgelegenheit und einer Heizung ausgestattet waren. Am Abend gab es ein 3-Gang-Menü. Es wurden auch vegane Speisen angeboten. Im Anschluss konnten wir uns über die Tour des Tages austauschen und den Aufstieg zum Riedberger Horn am nächsten Tag planen.
Bildergalerie:
1) Weltcup-Hütte 1300m- 2) Ofterschwanger Horn 1411m
- 3) Sigiswanger Horn 1527m
- 4) Rangiswanger Horn 1615m
- 5) Weiterkopf 1665m
- 6) Berghaus Schwaben 1520m
8,5km 3,5h 376hm 435hm leicht
Am Morgen mussten wir nicht zu früh raus. Frühstück gab es erst um 8 Uhr. Es wurde ein kleines Buffet angeboten und es gab frisch gebackenes Brot dazu. Es bestand auch die Möglichkeit, ein kleines Lunchpaket mitzunehmen. Vor der Hütte erwartete uns wieder der schöne Blick auf die Gipfel und strahlender Sonnenschein. Wir packten die Rucksäcke und zogen die Schneeschuhe an. In der Nacht war es sehr kalt gewesen. Somit war der Schnee sehr griffig.
Vom (1) Berghaus Schwaben 1520m gingen wir zuerst auf einem Fahrweg in westliche Richtung. Langsam öffnete sich das Tal und wir sahen bereits unser Tagesziel. In einem Bogen liefen wir durch das Bolgental und vorbei an der oberen Bolgenalpe. Vor dem Aufstieg zum Bolgengrat gab es aber zuerst noch einmal eine Einweisung zum Gehen im Lawinengefährdeten Gelände. Am Hang angekommen zogen wir die Gruppe auseinander, um so wenig wie möglich Druck auf den Schneehang auszuüben. Als wir oben auf dem Hauptkamm ankamen, stiegen wir weiter zum Gipfel hinauf. Kurz unterhalb des Gipfelkreuzes wurde die Flanke noch einmal etwas steiler, dann standen wir auf dem (2) Riedberger Horn 1792m. Von dort hatten wir eine sehr gute Sicht. Vor uns lag im Norden die Nagelfluhkette, im Süden der Ifen mit seinem schräg abgeflachten Gipfelaufbau und in östlicher Richtung die Gipfel des Allgäuer Gebirges. Wieder war die Spitze des Hochvogels zu erkennen. Bei sehr klarer Sicht soll sogar die Zugspitze vom Gipfel zu sehen sein.
Das Riedberger Horn war viele Jahre ein sehr kritisches Thema, denn die Gemeinden Obermaiselstein und Balderschwang wollten die Skigebiete Balderschwang und Grasgehren durch eine Verbindungsbahn am Riedberger Horn verbinden und eine Erweiterung in Grasgehren bauen. Die Planungen sahen vor, neue Pisten in den Alpenschutzzonen zu errichten. Diese Schutzzonen waren Teil eines Alpenplanes, der seit 40 Jahren zum Entwicklungsprogramm des bayerischen Bundeslandes gehörte und deren Vorgaben es einzuhalten galt, denn das Gebiet um das Riedberger Horn gehört zu den wichtigsten Lebensräumen des Birkhuhns in den Bayerischen und Allgäuer Alpen. Deutschlandweit ist das Birkhuhn stark gefährdet. Viele Umweltorganisationen, darunter auch der Alpenverein, warnten vor dem Umbau und legten deshalb Widerspruch ein.
Der Wind blies sehr stark auf dem Gipfel. Wir machten schnell unsere Fotos und begannen dann mit dem Abstieg. Der Weg führte direkt an der Waldkante hinunter. Einige Skitourengeher waren am Gipfel und nutzten den gleichen Weg für die Abfahrt. Schnell stiegen wir am Berg ab. Bogen dann auf ca. 1600m Höhe nach rechts ab und wanderten weiter zur (3) Mittelalpe 1429m, die wir bald zwischen den Bäumen sehen konnten. An der Alpe kehrten wir ein und tranken etwas. Eine kleine Anzahl an Speisen wurden ebenfalls angeboten. Außerdem wurde Käse und Allgäuer Schinken verkauft. Von der Sonnenterrasse hatten wir eine traumhafte Aussicht bis hin zum Gottesackerplateu und den Lechtaler Alpen. Nach einer ausgiebigen Pause machten wir uns nun auf den letzten Abschnitt der Tour. Ein Winterwanderweg führte entspannt hinüber zur (4) Grasgehrenhütte 1447m. Dieser fiel erst leicht ab und stieg dann an der Hörnlealpe zum Parkplatz an der Grasgehrenhütte leicht an. An der Hütte endete unsere Schneeschuhtour.
Von der Grasgehrenhütte brachten uns die Taxis wieder hinunter zu unserem Parkplatz in Fischen. Trotz der nicht ganz so guten Schneeverhältnisse hatten wir zwei sehr schöne Tage in der Nagelfluhkette verbringen können. Bei sehr schönem Wetter wanderten wir über die Gipfel der Hörnergruppe und genossen die vielen Aussichten auf die umliegenden Gebirge. Der Blick reichten in die viele Gebirgsgruppen, in denen ich bereits gewandert war und weckten viele Erinnerungen.
Bildergalerie:
1) Berghaus Schwaben 1520m- 2) Riedberger Horn 1792m
- 3) Mittelalpe 1429m
- 4) Grasgehrenhütte 1447m
Eine Erklärung zu den Symbolen und den Daten der Tagesetappen finden Sie unter dem Link "Zeichenerklärung". Weitere Informationen zur Tourenplanung und eine Checkliste stehen für Sie in der Rubrik "Hinweise" bereit.