Naturpark Nagelfluhkette
34km 3 Tage 2992hm
Aus unserer Wandergruppe wurde der Wunsch nach einer Schneeschuhtour an mich herangetragen. In den vergangenen
Jahren hatten wir bereits Touren unternommen. Es zeigte sich dabei aber immer wieder, wie kompliziert die Durchführung
im Winter ist. Zu sehr besteht eine Abhängigkeit zum Wetter, auf welche wir mit einer Anreise aus Berlin nicht
flexibel reagieren können. Deshalb suchte ich eine Schneeschuhtour am Alpenrand heraus, bei der unsere Anreise etwas
kürzer war. Die Tour buchten wir bei der Alpinschule in Oberstdorf. Dies hatte den Vorteil, dass wir eine ortskundige
Bergführerin hatten und das Ausleihmaterial für die Schneeschuhtour gestellt wurde. Bei Schneeschuhen, Lawinensuchgerät,
Schaufel und Sonde kommt man bei der Anschaffung schnell auf höhere Beträge und das lohnt sich nur, wenn man nahe
an den Alpen wohnt. Aber auch dieses Mal gerieten wir in ein Winterwetter, welches erst einen Tag vor Start eine
Bestätigung der Tourendurchführung zuließ. Es hatte die Tage vorab viel geschneit. Damit stieg die Lawinengefahr
und die Gefahr von Bäumen getroffen zu werden, die der großen Schneelasst nicht standhielten.
Ich hatte mich bereits mit dem Naturpark Nagelfluhkette in den vergangenen Jahren beschäftigt. Im Jahr 2008
schlossen sich 14 Gemeinden aus der Allgäuer Region und dem Bundesland Vorarlberg an der Deutsch-Österreichischen
Grenze zum Projekt Naturpark zusammen. Der Naturpark verläuft von Immenstadt bis zum Bregenzer Wald. Im Süden reicht
er bis an das Kleinwalsertal mit dem Hohen Ifen heran. Der bekannteste Gipfel in der Nagelfluhkette ist der Hachgrat
mit 1834m. Der höchste Punkt befindet sich auf dem Gottesacker am Hohen Ifen mit 2050m. Vier weite Täler durchziehen
das Gebiet, in dem sich eine sehr große Artenvielfalt in der Flora und Fauna auf engstem Raum ausgeprägt hat.
Wir starteten unsere Schneeschuhtour in Gschwend, weil der Zustieg aus Immenstadt gesperrt war. Vom Parkplatz oberhalb
des Alpsee stiegen wir zum Kemptener Naturfreundehaus auf. Am nächsten Tag wanderten wir durch das Weißachtal zur
Bergbahn am Hochgrat. Am zweiten Tag übernachteten wir im Staufner Haus und stiegen am letzten Tag zur Gunzensrieder
Säge ab. Von dort fuhr uns ein Taxi zum Bahnhof nach Immenstadt zurück.
4,3km 3,5h 571hm 0hm leicht
Wir waren am Vortag nach Augsburg gefahren und hatten dort übernachtet. Am Morgen schauten wir uns dort die Fuggerei
an und fuhren dann nach Immenstadt, wo wir gegen Mittag ankamen. Da der Aufstieg durch das Steigbachtal von der
Gemeinde noch gesperrt war, fuhren wir nach Gschwend und stellten dort die Fahrzeuge auf dem Parkplatz ab. Hier
wurde die Ausrüstung in Empfang genommen und im Rucksack verstaut. Der Lawinenpipser kam auf die untere Bekleidungsschicht.
Dann zogen wir neuen Schneeschuhe an. Diese waren leicht anzulegen. Ein kleines Rad zog die Seile um den vorderen
Teil des Schuhes straff. Die Bergführerin testete beim Start unsere Lawinensuchgeräte. Jeder ging einzeln an ihr
vorbei. Der Aufstiegsweg begann am (1) Gschwendter Hof 850m und führte gleich etwas steiler durch einen Wald bergan.
Hier konnten wir die Technik des Schneeschuhgehens sofort testen. Bald standen wir auf Gschwender Starketsgundalpe.
Die Sonne schien und wir hatten einen sehr schönen Blick auf das Gschwender Horn und hinunter zum Großen Alpsee.
Auf einer Wanderkarte an einem Wegweiser erklärte uns die Bergführerin unseren Aufstiegsweg. Hier lag der Schnee
schon knapp 1,5 Meter hoch. Somit musste sie sich auf den Schnee knien, um den Weg zu zeigen. Dann konnten wir
bereits unser Hüttenziel oben auf dem Berg sehen. Der Weg bog aber zur (2) Kesselalpe 1235m ab, die tief eingeschneit
auf einem kleinen Plateau lag. Hier machten wir eine kurze Trinkpause und stiegen dann zur (3) Alpe Alp 1310m auf.
Hier kamen wir auf den Fahrweg, der zum (4) Kemptener Naturfreundehaus 1442m führte. Der Weg wurde zum Schluss
steiler. Dann hatten wir es geschafft. Am Naturfreundehaus lag ein großer Schneeberg. Es waren Wege rund um die
Hütte freigeschaufelt worden. Es bot sich ein tolles Panorama zum Alpsee und nach Immenstadt, welches im Sonnenschein
sehr schön zu betrachten war.
Auf der Hütte bekamen wir ein großes Lager. Es gab sogar eine Heizung, aber recht wenig Decken in den Zimmern.
Die Hüttenwirte bereiteten das Abendessen vor und wir wärmten uns bei einem Glühwein auf. Am späten Abend kamen
immer mehr Wanderer und die Hütte füllte sich immer mehr bis zur Nachtruhe. Es gab viel zu erzählen, aber am
nächsten Tag wartete ein weiter Weg auf uns und deshalb ginge wir auch bald schlafen.
Bildergalerie:
1) Gschwend 850m- 2) Kesselalpe 1235m
- 3) Alpe Alp 1310m
- 4) Naturfreundehaus 1442m
17,2km 7,0h 265hm 979hm mittel
Geplant war für den zweiten Tag der Weg über den Vorderen Prodel. Da dieser Weg bei der Schneehöhe schwer zu gehen
war und wir nicht wussten, ob dort oben ebenfalls Bäume umgeknickt waren, entschieden wir uns für den Weg durch das
Weißachtal um kein Risiko einzugehen. Denn zum Schluss muss die Hochgratbahn pünktlich erreicht werden, denn sonst
müssten zum Abschluss der Tagesetappe noch einmal 900 Höhenmeter im Aufstieg überwunden werden. Das wollten wir
nicht riskieren.
Am Morgen schnallten wir am (1) Naturfreundehaus 1442m die Schneeschuhe unter und stiegen über die Seifenmoosalpe
in das Weißbachtal hinunter. Am Bach überschritten wir eine kleine Brücke, auf der sehr viel Schnee lag. Dann gingen
wir hinunter bis zur (2) Untere Eckalpe 1131m. Diese lag tiefverschneit im Tal. An der Alpe machten wir eine längere
Pause und gingen dann auf dem Fahrweg weiter. Neben uns hingen große Eiszapfen über dem Weißbach. Die Sonne schien
und wir konnten eine sehr schöne Winterlandschaft betrachten. Gegen 13 Uhr kamen wir an der (3) Talstation Hochgratbahn
860m an und fuhren mit der schon etwas in die Jahre gekommenen Bahn, den Berg hinauf. Oben an der Bergstation hatten
wir einen sehr schönen Blick auf die Gipfel des Allgäus. Von der Bergstation stiegen wir dann zum (4) Staufner Haus
1663m ab. Vor uns startete ein Hubschrauber zu einem Einsatz. Um uns herum fuhren Skifahrer und Rodler den Berg
hinunter. Bald hatten wir die Hütte erreicht und freuten uns auf eine heiße Schokolade.
Nach einer Kaffeepause machten wir uns noch einmal auf den Weg. Unser Ziel war der (5) Hochgrat 1834m. Bei diesem
Wetter würden wir eine sehr gute Sicht haben und die Chance wollten wir nutzen. Von der Hütte stiegen wir bis zur
Hochgratbahn auf. Hinter der Bahn begann der ungespurte Teil des Aufstieges. Der Weg wurde immer steiler und auf den
letzten Metern war eine gute Kondition gefragt, um den steilen Hang hinauf zu kommen. Der Aufstieg hatte sich gelohnt.
Wir hatten eine gute Sicht. Zur linken Seite sahen wir den Hochvogel. Dort hatten wir bereits das
Prinz-Luipold-Haus besucht. Vor uns sahen wir den Gottesacker
am Ifen und links davon den Widdenstein. Alles Berge, die ich bei der Ausbildung im
Kleinwalsertal besucht hatte. Auch die
Lechtaler Alpen und
das Lechquellengebirge war mit einzelnen Gipfeln zu erkennen.
Zur rechten Seite wurde das Panorama vom Alpstein abgeschlossen,
den wir ebenfalls bereits durchwandert hatten.
Nach einer kurzen Pause stiegen wir wieder zum Staufner Haus. Nun färbte die untergehende Sonne die Landschaft
in ein rotes Licht. An der Hütte konnten wir die letzten Strahlen sehen. Hier wartete bereits das Abendessen auf
uns. Die Wirtin servierte einen sehr leckeren Braten und wir hatten viel zu erzählen. Es waren viele Skifahrer
auf der Hütte verblieben. Ein Teil davon machte sich zu später Stunde bei einer Nachtskifahrt auf den Weg in das
Tal. Dann gingen zu Bett. Im Zimmer war es sehr kalt, die Decken reichten nicht ganz aus. Zum Glück waren noch
ein paar Sachen für die Nacht im Rucksack.
Bildergalerie:
1) Naturfreundehaus 1442m- 2) Untere Eckalpe 1131m
- 3) Talstation Hochgratbahn 860m
- 4) Staufner Haus 1663m
- 5) Hochgrat 1834m
12,6km 6h 229hm 948hm mittel
Die Bergführerin hatte die Hüttenwirtin zu einem sehr frühen Frühstück überredet. Da wir unseren Zug in Immenstadt
um 15 Uhr bekommen mussten und uns eine recht lange Tagesetappe im ungespurten Gelände bevorstand, war eine recht
frühe Startzeit festgelegt worden. In der Hütte gab es am Morgen ein kleines Buffet und wir stärkten uns für den
letzten Tag.
Vor der Hütte wurde die Ausrüstung angelegt und natürlich die Lawinenpipser geprüft. Dann stiegen wir vom (1) Staufner
Haus 1663m zur Seilbahnstation auf. Wir konnten die aufgehende Sonne am Gipfel des Hochvogel sehen. Die Berge wurden
von einem gelben Licht angestrahlt. Vor uns lag der Anstieg zum (2) Hochgrat 1834m, den wir nun zu bewältigen hatten.
Etwas unterhalb des Gipfels querten wir den Hochgrat und suchten uns dann den Abstiegsweg zur (3) Gelchenwangalpe 1575m.
Der Hang fiel steil ab und wir mussten konzentriert gehen. Wichtig war es nun die Eisen der Schneeschuhe fest in den
Schnee hineinzudrücken, damit wir nicht ins Rutschen kamen. Etwas weiter unten zogen wir die Gruppe auseinander,
damit wir die Last aus dem Schnee nehmen konnten. In weiten Schwüngen stiegen wir zur Alpe ab. Hinter der Alpe
wanderten wir weiter um den Leiterberg herum. Auch hier gab es steile Wegabschnitte, die wir überwinden mussten.
Das letzte Stück rutschten wir den Berg herunter. Das machte mehr Spaß und war einfacher. Durch ein langgezogenes
tief verschneites Waldstück wanderten wir weiter Talauswärts. Als nächstes kamen wir an der (4) Scheidwangalpe 1315m
vorbei und konnten hier auf einen breiteren Fahrweg wechseln. Aber auch dieser war nicht einfach zu gehen. Es gab
nur eine Skispur und wir mussten noch einmal eine neue Spur treten. Auf einer Brücke über den Aubach war zu sehen,
wie hoch der Schnee eigentlich lag. Ein Geländer gab es hier nicht mehr. Dann wurde das Gunzenrieder Tal an der
Vorsäßalpe breiter. Dort gab es gespurte Loipen, auf denen die ersten Skifahrer bereits unterwegs waren. Wir wanderten
quer Feld ein und schafften so die letzten Kilometer bis nach (5) Gunzenried Säge 932m. Dort holte uns ein Taxi ab
und brachte uns zum Bahnhof nach Immenstadt.
Wir hatten eine dreitägige Hüttentour in einer traumhaften Winterwelt unternommen. Für uns Wanderer aus dem flachen
Land ein großartiges Erlebnis. Die Tour war von den technischen Anforderungen nicht allzu schwer, aber die Kondition
ist im Tiefschnee gefordert. In größter Erinnerung bleibt mir der Blick vom Hochgrat auf die Gipfel des Kleinwalsertales
und des Allgäus, sowie der anschließende Abstieg beim Sonnenuntergang zum Staufner Haus.
Bildergalerie:
1) Staufner Haus 1634m- 2) Hochgrat 1834m
- 3) Gelchenwangalpe 1575m
- 4) Scheidwangalpe 1315m
- 5) Gunzenried Säge 932m
Eine Erklärung zu den Symbolen und den Daten der Tagesetappen finden Sie unter dem Link "Zeichenerklärung". Weitere Informationen zur Tourenplanung und eine Checkliste stehen für Sie in der Rubrik "Hinweise" bereit.