Kesch-Trekking
50km 4 Tage 5385hm
Als ich von meiner Tour in der Bernina
nach Hause fuhr, hielt der Zug in Bergün. Ich fragte mich, wo die Wanderer herkamen, die an diesem Bahnhof
einstiegen. Nun weiß ich, dass unter anderem hier das Kesch-Trekking endet. Im Winter 2011 bekam ich von der
Alpinschule "Berg + Tal" einen Katalog zugesandt. Darin wurden mehrere Schneeschuhtouren
von Hütte zu Hütte angeboten. Mit etwas organisatorischem Geschick wurden die Interessenten auf das Kesch-Trekking
gebucht. So kam auch ich auf diese Tour.
Das Kesch-Trekking führt südlich von Davos durch die Albulischen Alpen und wird von den Hüttenwirten als pauschal
buchbare Hüttentour angeboten. Die markanten Gipfel in diesem Gebiet sind der Piz Kesch, der Piz Vadret und bei
Bergün der Piz Ela. Auf unserer Schneeschuhtour wanderten wir von Davos zur Grialetschhütte, weiter vorbei am
gleichnamigen Gipfel zur Kech-Hütte, die vor einigen Jahren neu aufgebaut wurde und sich vorrangig über
alternative Energien versorgt. Von der Kesch-Hütte wanderten wir über den Gipfel des Kesch-Pitschen zur Es-cha
Hütte, wo wir den überwältigenden Blick auf die Berninagruppe genießen konnten. Der letzte Tag führte uns zum
Endpunkt nach Bergün, wo das gewaltige Bergmassiv des Ela unser Blickfang auf den letzten Kilometern des Weges
war. Bei bestem Sonnenwetter und sehr guten Schneeverhältnissen konnten wir auf dem Kesch-Trek wandern. Lesen
Sie mehr über die Tour bei den Beschreibungen der Tagesetappen.
11,3km 5h 850hm 0hm mittel
Wir trafen uns gegen 9 Uhr mit dem Bergführer am Bahnhof in Davos-Dorf und fuhren mit dem Bus der Linie 3 nach
(1) Teufli 1693m in das Dischmantal. Die Straße war nur bis zur Siedlung geräumt. Ab hier mussten wir nach (2)
Dürrboden 2007m zu Fuß weitergehen. Im Sommer kann diese Strecke mit dem Bus zurück gelegt werden.
Zuerst wurde aber das Mietmaterial verteilt. So bekam ich die Schneeschuhe, eine Lawinensonde, eine
Lawinenschaufel und das Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS). Das LVS wurde sofort auf die unterste
Bekleidungsschicht angezogen und eingeschaltet. Das Gerät darf tagsüber zu keiner Zeit vom Körper entfernt
werden, auch nicht beim umziehen. Dann wurden auch schon die Schneeschuhe angezogen und wir wanderten hinein in
die tief verschneite Landschaft. Von den Wegweisern waren nur noch die obersten Schilder zu erkennen. Bis zur
Siedlung Dürrboden, die wir nach ca. 3 Stunden erreichten, führte der Weg leicht ansteigend weiter auf der
Fahrstraße. Nun kamen wir zum Hüttenanstieg, mit dem wir nach einer kurzen Rast begannen. Über den
Dürrenbodenberg führte der Weg hinein zum (3) Fuorcola da Grialetsch 2537m. Dabei orientierten wir uns an den
Masten der Stromleitung. Von der Scharte waren es nur noch wenige Meter bis zur (4) Grialetschhütte 2542m.
Die Hütte war nur wenig belegt und unserer Wandergruppe konnte sich in einem Zimmer ausbreiten. So hatten alle
genug Platz und in den kurzen Betten konnte auch ich die Beine etwas ausstrecken. Am Abend wurde dann die Tour
für den nächsten Tag festgelegt und nach dem Abendessen waren wir nach dem langen Tag bald alle im Bett.
Bildergalerie:
1) Teufli 1693m- 2) Dürrboden 2007m
- 3) Fuorcola da Grialetsch 2537m
- 4) Grialetschhütte 2542m
13,3km 7,5h 825hm 735hm schwer
Gleich am ersten Morgen war ein frühes Aufstehen beschlossen worden. Es war Sonnenschein für den ganzen Tag
angesagt worden und wir wollten solange wie möglich den griffigen Schnee unter den Schneeschuhen ausnutzen.
Nach dem Frühstück wurde die Ausrüstung angelegt und das LVS eingeschaltet. Der Weg führte hinter der (1)
Grialetschhütte 2542m hinauf in Richtung des Piz Grialetsch, an dem wir etwas unterhalb des Fußes queren wollten.
Als auf halber Höhe am Aufstieg waren, kam die Sonne über die umliegenden Gipfel und tauchte das Tal in ein
gelbes Licht. Wir legten nun die Gletscherausrüstung an und gingen angeseilt über den Grialetschgletscher zur
(2) Fuorcla Vallorgia 2935m. Oben angekommen hatten wir zum erstem Mal auf dieser Tour den grandiosen Ausblick
auf die Bernina und die Silvretta, deren Hauptgipfel (Piz Buin) zum greifen nahe war.
Nun wechselten wir auf den Vallorgiagletscher, der unterhalb des Scalettahorn und Piz Vadret liegt. Auf der Höhe
des Piz Vadret konnten wir die Gletscherausrüstung ablegen und wer wollte, konnte die nächsten einhundert
Höhenmeter auf dem Hosenboden überwinden. Weiter stiegen wir zur (3) Alpe Funtauna 2192m ab, wo wir vor dem
langen Anstieg noch einmal eine Pause machten. Zuerst führte der Weg für ca. eine Stunde nun leicht aufwärts.
Dann knickte das Tal links ab. Der Anstieg wurde steiler und auch die (4) Kesch-Hütte 2632m war bereits zu sehen.
Aber es warteten noch zwei lange Stunden auf uns.
Die Hütte wurde vor einigen Jahren neu erbaut und mit moderner Technik ausgestattet. Zum Beispiel wurden Matten
unter den Fenstern angebaut, die das einfallende Sonnenlicht als Wärme speicherten und am Abend abgaben. Trotzdem
war das Wasser eingefroren. Der Hüttenwirt gab aber jedem Wanderer etwas Schneewasser zum frisch machen. Am Abend
konnten wir aus den großen Fenstern der Hütte die untergehende Sonne beobachten.
Bildergalerie:
1) Grialetschhütte 2542m- 2) Fuorcla Vallorgia 2935m
- 3) Alpe Funtauna 2192m
- 4) Kesch-Hütte 2632m
7,5km 6h 560hm 615hm schwer
Für den heutigen Tag stand eine etwas kürzere Etappe an. Da aber viel Sonnenschein angesagt war und unsere
Schlüsselstelle an der Porta d'Es-cha sehr gefährlich machte, wurde frühes Aufstehen beschlossen.
Nach dem Frühstück machten wir uns im Schein der Stirnlampen von der (1) Kesch-Hütte 2632m auf den Weg zum (2)
Kesch Pitschen 2992m. Dabei gingen wir seitlich am Porchabellagletscher vorbei. Vor uns sahen wir den Piz Kesch,
der langsam im Sonnenlicht erwachte. Wir hielten uns weiter rechts und begannen mit dem Aufstieg zum Gipfel. Ein
gewaltiges Panorama baute sich vor uns auf. Unter uns lag Bergün mit dem dahinterliegendem Massiv des Ela.
Nach unserer Gipfelschau ging es schnell weiter, denn durch die Lage der (3) Porta d'Es-cha 3008m wirkt diese wie
ein Parabolspiegel und der Schnee wird schnell weich. Wir querten den angeseilt den Porchabellagletscher unterhalb
des Piz Kesch und kamen zum Aufstiegspunkt der Scharte. Diese war sehr steil und forderte etwas Geschick beim
Aufstieg mit den Schneeschuhen. Schnell hatten wir diesen überwunden und konnten das nächste Panorama genießen.
Das Massiv der Bernina, die Gipfel der Ortlergruppe, die Silvretta und das Rätikon waren zu erkennen.
Nun wurden die Schneeschuhe abgeschnallt und auf den Rucksack gebunden. Im Abstieg war eine Kette angebracht,
aber unser Bergführer entschied sich für das Abseilen. Dies war sicherer und machte mehr Spaß. Unten warteten
Skitourengeher und so war das Seil immer ausgelastet. Schnell zogen wir die Schneeschuhe wieder an und liefen
am steilen Hang weiter zu einer kleinen Bergkuppe. Dort machten wir noch etwas Pause und stiegen dann zur (4)
Es-cha Hütte 2594m ab. Diese bietet die grandiose Sicht auf die Bernina, die wir bei Sonnenschein sehr gut
erkennen konnten.
Bildergalerie:
1) Kesch-Hütte 2632m- 2) Kesch Pitschen 2992m
- 3) Porta d'Es-cha 3008m
- 4) Es-cha Hütte 2594m
18,2km 7h 300hm 1500hm schwer
Für den Sonntag war zum Nachmittag eine Wetterverschlechterung angesagt worden. Aber bis dahin wollten wir
längst in Bergün sein. Frühes Aufstehen war beschlossen worden und das erste Stück des Weges sollte wieder im
Schein der Stirnlampen begangen werden. Umso überraschter waren wir, als es am Morgen schneite. Also mussten
bis wir bis zum Sonnenaufgang warten und wollten dann die Schneeverhältnisse prüfen. Alternativ blieb der
Abstieg nach Madulein.
Von der (1) Es-cha Hütte 2594m liefen wir westlich lange auf gleicher Höhe bleibend in Richtung (2) Fuorcla
Pischa 2871m. Wir hatten die Befürchtung, dass die Schneeschicht auf dem gefrorenen Altschnee nicht hält und
abrutscht. Deshalb versuchte unser Bergführer die Spur etwas oberhalb auf ein Plateau zu legen. Dort angekommen
begannen wir nach einer kleiner Pause mit dem Aufstieg zur Scharte. Neben unserem Weg konnten wir wieder
Schneehühner entdecken, die etwas aufgeregt waren. Schon kamen uns Skifahrer entgegen, was uns etwas verwunderte.
An der Scharte konnten wir dann erkennen, dass sie dort biwakiert hatten. Direkt hinter der Scharte gab es ein
kurzes Steilstück, wo wir zur Sicherheit am Seil abstiegen. Danach wanderten wir durch den tiefen Neuschnee in
das As-cha Tal hinein. Man schwebte förmlich mit den Schneeschuhen durch den Schnee und konnten so schnell die
ersten Meter der 1500 Höhenmeter überwinden, die wir bis zum Endpunkt noch vor uns hatten. Weit unter uns
konnten wir die tief verschneite Alp Plazbi erkennen, die an unseren Weg lag und als Orientierungspunkt diente.
Hinter der Alp machten wir eine Pause und schauten auf das verschneite As-cha Tal mit dem am Ende hoch
aufragenden Piz Üertsch. Nach einer weiteren Stunde kamen wir zu dem kleinen Ort (3) Chants 1822m. Dieser Ort
war menschenleer. Nun begann der lange Abstieg auf der Straße nach (4) Bergün 1367m. Der Schnee wurde immer
matschiger und die letzten 5 Kilometer waren noch einmal sehr anstrengend. Vor uns sahen wir das gewaltige
Massiv des Piz Ela im Sonnenschein. Eine gewaltige Kulisse.
Am Bahnhof in Bergün hieß es Abschied nehmen. Wir hatten eine wunderschöne Schneeschuhtour erlebt. Das super
Wetter, die schönen Hütten und die netten Teilnehmer hatten dafür gesorgt. Bestimmt werde ich wieder einmal an
einer Tour teilnehmen.
Bildergalerie:
1) Es-cha Hütte 2594m- 2) Fuorcla Pischa 2871m
- 3) Chants 1822m
- 4) Bergün 1367m
Eine Erklärung zu den Symbolen und den Daten der Tagesetappen finden Sie unter dem Link "Zeichenerklärung". Weitere Informationen zur Tourenplanung und eine Checkliste stehen für Sie in der Rubrik "Hinweise" bereit.