Hardangervidda Nationalpark
118km 7 Tage 3849hm
Immer wieder hörten wir ein freundliches Hei Hei von den entgegenkommenden Wanderern. Wir sind wieder in Norwegen unterwegs. Nach unseren Wandertouren durch Jotunheimen und dem Rondane Nationalpark wanderten wir dieses Mal im Hardangervidda Nationalpark.
Die Hardangervidda ist ein Plateaufjell in Norwegen und die größte Hochebene Europas. Sie hat eine Fläche von etwa 8000km², im Mittel eine Höhe zwischen 1200m bis 1400m und erstreckt sich über Bereiche der Fylke Viken im Nordosten, Vestland im Westen und Vestfold og Telemark im Südosten. Der Gebirgskamm Sandfloegga ist mit 1721m die höchste Erhebung der Hochebene. Als Wahrzeichen gilt der Berg Hårteigen mit 1690m. Auf der Hardangervidda wird Schafzucht betrieben. Aber auch die größte wilde Rentierherde Norwegens mit etwa 15.000 Tieren lebt in der Hardangervidda. Die Rentiere wandern im Frühling von den Winterweiden im Osten der Hochebene auf die höheren, nahrungsreicheren Sommerweiden der westlichen Hardangervidda. Wir haben leider keine sehen können. Es gibt unter anderem Schneeeulen, Schneehühner, Polarfüchse, Schneehasen, Vielfraße und eine hohe Anzahl von Berglemmingen, deren Population alle elf bis zwölf Jahre sprunghaft ansteigt. Wir fuhren von Bergen mit der Bergbahn nach Haugastøl. Von dort haben wir den Nationalpark von Osten nach Westen durchquert und dabei die Landschaft des Hochplateaus mit den Wasserfällen bestaunt. Ein Schiff brachte uns dabei über den Halnefjord. Zum Abschluss der Wandertour fuhren wir mit der Fähre von Eidfjord zurück in Richtung Bergen. Während der Tour übernachteten wir auf vielen privaten Touristhütten und Hütten des DNT.
Wir waren bereits am Vortag mit dem Flugzeug nach Bergen geflogen und hatten uns die Stadt angesehen. Am Abend waren wir mit der Fløyenbahn zum Gipfel gefahren, der 320m über der Stadt liegt und einen wunderschönen Blick auf den Fjord bietet. Danach waren wir noch am Pier mit seinen bunten alten Holzhäusern. Die UNESCO-Welterbestätte Bryggen, die „hanseatische Landungsbrücke“, ist das auffälligste Überbleibsel aus einer Zeit, als Bergen das Handelszentrum zwischen Norwegen und dem Rest von Europa war.
Bildergalerie:
1,2km 0,5h 13hm 0hm leicht
Am Vormittag fuhren wir mit der Straßenbahn nach Hop und gingen nach Troldhaugen. Dort steht das Haus von Edvard Grieg, Norwegens berühmtestem Komponisten aller Zeiten. Er verbrachte hier 22 Jahre seines Lebens und komponierte unter anderem das sehr bekannte Orchesterstück Morgenstimmung aus der Peer Gynt-Suite komponierte. Danach fuhren wir zurück in die Stadt und stärkten uns auf dem Fischmarkt für die lange Fahrt zum Hardangervidda Nationalpark.
Die Bergensbane Bergen-Oslo fuhr am Nachmittag von Bergen über Finse nach Haugastøl. Die Bergensbane ist eine Eisenbahnstrecke in Norwegen. Sie verbindet die Hauptstadt Oslo mit Bergen, der zweitgrößten norwegischen Stadt. Sie ist eine der höchstgelegenen Hauptbahnen Europas und gilt als eine der landschaftlich schönsten Bahnstrecken in Nordeuropa. Wir hatten die Fahrkarten bereits mit Platzreservierung am Vortag gekauft. In Myrdal bestand die Möglichkeit in die Flåmbahn umzusteigen, die auf einer sehr schönen Bahnstrecke hinunter zum nach Flåm am Aurlandsfjord fährt. Die nächste Station war Finse. Mit 10.5km ist der Finsetunnel der längste der 180 Tunnel auf der Strecke. Außerdem erreicht die Bahn hier den höchsten Punkt bei 1.237 Metern. Am Bahnhof legte der Zug eine Pause ein und wir konnten die Landschaft fotografieren. Vor uns lag der große Hardangerjøkulen. Der Hardangerjøkul ist ein Plateaugletscher und der sechstgrößte Gletscher des Landes. Dem Gletscher kamen wir an dieser Stelle auf unserer Tour am nächsten. Das Bahnhofsgebäude war mit einem Hotel über einen in der Höhe schwebenden Eisenbahnwagon verbunden.
Dann fuhr der Zug weiter nach Haugastøl, wo wir den Zug nach dreistündiger Fahrt verließen. Von der (1) Haugastøl Stasjon 989m liefen wir neben der Straße entlang zum (2) Haugastøl Turistsenter 1002m. Dort hatten wir zwei Zimmer gebucht. Das Hotel bietet aber eher den Radfahrern Unterkünfte an, denn es ist ein Standort am Rallervegen. Der Rallarvegen ist ein nicht asphaltierter Fahrweg, der entlang der Bergensbane über die Hardangervidda führt. Er diente ursprünglich dem Bau der Bahnstrecke über die Hardangervidda und wird heute als Rad- und Wanderweg genutzt. Vor dem Hotel gab es einen großen Fahrradverleih und einen Shop für Fahrradutensilien. Deshalb war es auch schwer hier Unterkünfte zu bekommen.
Am Abend gab es ein großes Buffet. Als Spezialität gab es Lamm, welches mit Honig mariniert wurde und sehr gut schmeckte. Wir zogen uns bald auf unsere Zimmer zurück und freuten uns auf den nächsten Morgen, denn dann begann die lange geplante Wandertour durch den Hardangervidda Nationalpark.
Bildergalerie:
1) Haugastøl Stasjon 989m- 2) Haugastøl Turistsenter 1002m
19,7m 7h 410hm 261hm mittel
Wir hatten die Nacht sehr gut schlafen können. Das Frühstück mussten wir am Morgen an der Rezeption kaufen und auf dem Zimmer essen. Dafür gab es in den Zimmern eine kleine Küchenzeile und ein Tresen mit 4 Barhockern. Aus dem Fenster heraus konnten wir auf den See schauen. Am Abend davor hatten wir Brötchen bestellt. Wie sich am Morgen herausstellte, gab es aber ein Missverständnis. Es waren keine Brötchen, sondern Brote. Und wir hatten für jeden Wanderer/-in ein Brot gekauft. Der Chef war aber kulant und hat 6 Brote zurückgenommen. Für jedes Zimmer hatte ein Brot gereicht. Wir konnten ausgiebig frühstücken und uns Brote für den Tag einpacken.
Dann starteten wir vom (1) Haugastøl Turistsenter 1032m starten wir auf unsere mehrtägige Hüttentour im Hardangervidda Nationalpark. Wir gingen zuerst einige 100 Meter neben der Bundesstraße E7 und tauchten dann in die wasserreiche Landschaft ein. An der Straße stand ein Willkommensschild mit der Aufschrift "Hardangervidda Nationalpark". Etwas weiter hinter dem Schild gab es einen Wegweiser zum ausgeschilderten Wanderweg des DNT. Wir stiegen in diesen ein. Sogleich sahen wir, was uns die nächsten Tage erwarten würde. Viele Wasser und immer wieder Bohlen, auf den wir die schwierigsten Stellen meistern konnten. Es ging nun langsam den Berg hinauf. Wir konnten unser Hotel sehen, welches immer weiter in die Ferne rückte. Auf der Bahnstrecke fuhr ein Zug in Richtung Bergen. Unser erstes Ziel war der (2) Dugurdnuttjørnan 1210m, zu dem wir weiter aufstiegen. Nach einem kurzen Wegabschnitt über das Plateau stiegen wir dann hinunter zum (3) Nedere Trestiklan 1147m. Der Weg führte uns um den See herum. Das Gebiet wurde schon in der Steinzeit zum Jagen, Fangen und Fischen genutzt. Entlang des Ufers gab es Reste von Siedlungen und Rentierfallen. Die Steinbögen und Auffangsysteme aus Steinhaufen sind in Norwegen geschützte Kulturdenkmäler. Am See entlang galt es immer wieder Steinblockfelder zu überschreiten, was mit unseren Rucksäcken viel Kraft abforderte. Wir waren erstaunt, wie viel Zeit wir für den Weg benötigten. Am Ende des Sees legten wir eine Pause ein. Im Anschluss stieg der Weg leicht an und führte vom See weg. Auf einem Absatz erreichten wir den nächsten See, die immer wieder in einen größeren See abflossen. Dann sahen wir den Storkrækkja See an dem die (4) Krættja Turisthytte 1156m lag. Nach einem kurzen Aufstieg über einen Sattel kamen wir dann bei der Hütte an. Dort machten wir eine längere Kaffeepause im gemütlichen Aufenthaltsraum. Wir probierten die norwegischen Zimtschnecken (Kanelboller) mit Blick auf den See Storkrækkja und den Gebirgszug des Hallingskarvet, der ebenfalls als Nationalpark bekannt ist. Im Anschluss nahmen wir die letzten Kilometer in Angriff. Vorbei am Halnekollen stiegen wir hinunter zur (5) Halne Fjellstova 1140m, einem traditionsreichen Berghotel mit einer fantastischen Aussicht über den 13km langen Halnefjord. Wir bekamen Zweibettzimmer mit Blick über den See. Am Abend gab es ein Menü mit Elchfleisch und Gemüse. Zum Abschluss probierten wir einen Absinth und gingen dann zu Bett. Am nächsten Tag mussten wir pünktlich unsere Fähre erreichen.
Bildergalerie:
1) Haugastøl Turistsenter 1002m- 2) Dugurdnuttjørnan 1210m
- 3) Nedere Trestiklan 1147m
- 4) Krættja Turisthytte 1156m
- 5) Halne Fjellstova 1140m
20,4km 7h 408hm 336hm mittel
Die Nacht hatte ich sehr schlecht geschlafen. Auf der Straße gab es doch recht viel Verkehr und es hupten nachts sogar Autos beim Vorbeifahren. Wir hatten am Morgen bereits unsere Sachen gepackt, damit wir nach dem Frühstück gleich zur Fähre gehen konnten. Der Himmel war wolkenlos und es sollte ein warmer Tag werden. Das Buffet war wieder super. Pünktlich um 8:45 Uhr fuhr die Fähre am Halnefjord ab. Die Tickets hatten wir im Hotel gekauft. Am Morgen fuhren wir mit dem Schiff um 8:45 Uhr von der Halne Fjellstova über den Halnefjord bis zur (1) Anlegestelle Sleipa 1130m. Die Fahrt kostete zwar 27€, ersparte uns aber 13km Fußmarsch. Von der Anlegestelle stiegen wir den Hügel zum (2) Selstjønnutan 1200m hinauf. Vom höchsten Punkt haben wir noch einmal einen traumhaften Blick über den Heiren und den Heintjønne. Im Hintergrund war der Hardangerjøkulen zu sehen, an dem wir mit der Bahn in Finse vorbeigefahren waren. Von hier konnte man noch einmal erkennen, wie groß dieser Gletscher ist.
Vom Selstjønnutan stiegen wir zur (3) Heinseter Turisthytte 1100m ab. Diese liegt an einer Flussverbindung vom Heintjønne zum Nedere Hein, die sich wie in einem Delta durch die Landschaft schlängelte. Erbaut wurde diese aus dem Material einer Hütte, die Fridjof Nansen in der Gegend hatte. Heute findet man den «Nansen-Tisch» in der neuen Hütte als Erinnerung daran. Auch Amundsen soll die Hütte für die Vorbereitung seiner Expeditionen genutzt haben. An der Hütte legten wir eine Pause und gingen dann weiter. Zum Anfang der nächsten Etappe stand uns direkt ein stetiger Anstieg von über 200 Höhenmeter hinauf zum (4) Geitsjøhovda 1226m bevor. Vom Gipfel ging es dann weiter in einem Auf und Ab zum am Langesjøen. Der Weg verlief etwas oberhalb des Sees und zog sich noch etwas bis zur (5) Rauhelleren Turisthytte 1221m in die Länge. Der Name Rauhelleren stammt von der dekorativen roten Krustenschicht in der üppigen Bergmauer direkt über der Hütte.
Auf der Hütte bekamen wir zwei 4-Bett-Zimmer mit Blick auf den See. Für das Duschen hatten die Frauen bereits bei der Ankunft einen Zeitschlitz gebucht. Wir hatten verstanden, dass es bei den Männern nicht notwendig wäre. Klang plausibel. Als wir dann Duschen gehen wollten, stand eine lange Schlange Frauen an der Männerdusche und behauptete, dass sie den Zeitschlitz gebucht hätten. Na das war dann mal ein Missverständnis. Die nächste freie Duschzeit gab es erst nach 21 Uhr. Also mussten wir ungeduscht zum Abendessen gehen. Es gab einen sehr gut zubereiteten Lachs und wir ließen es uns schmecken. Nach dem Duschen saßen wir noch vor der Hütte zusammen. Zwei Pferde waren neugierig und gingen von Tisch zu Tisch. Bei der Ankunft hatten sie bereits die Rucksäcke der Wanderer inspiziert.
Bildergalerie:
1) Anlegestelle Sleipa 1130m- 2) Selstjønnutan 1200m
- 3) Heinseter Turisthytte 1100m
- 4) Geitsjøhovda 1226m
- 5) Rauhelleren Turisthytte 1221m
20,7km 6h 308hm 293hm mittel
Wir ließen uns am Morgen etwas Zeit. Zwar wurden die Tagesetappen nun langsam immer länger, aber das Wetter war gut angesagt worden und es gab eine Hütte für die Mittagspause. Zum Frühstück konnten wir wieder Brote für den Tag einpacken und bald verabschiedeten wir uns von der Hütte. Von der (1) Rauhelleren Turisthytte 1221m gingen wir an den grasbewachsenen Hängen des (2) Langennuten 1329m hinauf, bis wir den höchsten Wegpunkt erreichen. Auf dem Weg sahen wir überall die Goldregenpfeifer. Der Vogel lässt seine Flügel hängen und gibt somit vor verletzt zu sein. Mit einem lauten Pfeifen lockt er den vermutlichen Angreifer vom Nest weg. Wenn die Entfernung groß genug ist, fliegt er davon. Bei uns hat es manchmal nicht funktioniert. Dann saßen die Jungen direkt am Weg und flogen direkt neben uns aus den Büschen davon. Man erschreckte sich dabei schon etwas. Aber auch die Moorschneehühner saßen auf größeren Steinen und beobachteten uns, wenn wir vorbeigingen. Vom Langennuten haben wir noch einmal eine schöne Aussicht auf den Langesjøen. Zur linken Seite sehen wir unter uns den Floatjønne. Im Anschluss erreichten wir dann die (3) Wegkreuzung zum Nappen 1297m. Weiter führt dieser Weg über den Gipfel direkt zur Tronsbu Turisthytte. Wir machten aber einen kleinen Umweg und gingen weiter zum (4) Holmetjønnan 1207m. Der Weg wurde am See etwas ebener. Es lagen nicht mehr so viele Steine darauf und wir kamen nun schneller voran. Am See befinden sich die Ruinen von Holmetjønnlægret. Hier gibt es Reste eines Gebäudes, die wahrscheinlich mindestens 2000 Jahre alt sind. Der Weg führt weiter am See entlang und stiegt dann zum Stigstuta an. Kurz vor der Hütte erreichen wir den höchsten Punkt und gingen dann hinunter zur (5) Stigstuv Turisthytte 1238m. Auf der Hütte legten wir eine Pause ein. Wie wir hörten, waren wir die ersten ausländischen Touristen in diesem Jahr, den den Weg zur Hütte auf sich nahmen. Es gab einen kleinen Verkaufsstand, wo wir Getränke und etwas zu knabbern bekamen. Wir ruhten uns etwas aus und gingen dann weiter.
In einem leichten Auf und Ab wandern wir nun durch die sumpfige Landschaft des Sandtorjørnane. Die Sonne stieg immer höher und langsam merkten wir, wie es auf der Haut anfing zu brennen. Also trugen wir noch mehr Sonnenschutz auf und gleich wieder Authan, denn die Mücken verfolgten uns auch hier auf dem Weg. Über eine kleine Anhöhe gelangen wir an die Straße zum Ort Byen. Die Straße liefen wir 700m zum Parkplatz bei Tinnhylen (Langhylen). Von dort waren es noch 500m bis zur (6) Trondsbu Turisthytte 1227m. Ende des 19. Jahrhundert wurde am Trondsbuhølen eine Alm errichtet. In den 60ziger Jahren wurde auf dem Grundstück die Turisthytte in Betrieb genommen und mit der Alm zusammen betrieben. Die Hütte selbst hat nur 29 Betten. Wir bekamen ein kleines Appartment mit 3 Schlafzimmern, in denen jeweils ein Doppelstockbett stand. Dazu gehörte ein Aufenthaltsraum, der mit Sitzgelegenheiten und einem Ofen ausgestattet war.
Bildergalerie:
1) Rauhelleren Turisthytte 1221m- 2) Langennuten 1329m
- 3) Wegkreuzung 1297m
- 4) Holmetjønnan 1207m
- 5) Stigstuv Turisthytte 1238m
- 6) Trondsbu Turisthytte 1227m
21,4km 7h 248hm 216hm mittel
Die Nacht hatte es geregnet. Am Morgen sah es zwar trocken aus, aber der Blick zum Himmel ließ nichts Gutes erahnen. Nun hatte uns das schlechtere Wetter eingeholt, welches schon die Tage zuvor angesagt worden war. Wir räumten die Zimmer auf und wollten starten, als es richtig anfing zu regnen. Also zogen wir uns noch einmal um und starteten dann auf unsere lange Tagesetappe.
Von der (1) Trondsbu Turisthytte 1227m gingen wir zurück bis zum Parkplatz an der Falkabu. Dort überqueren wir den Langthølen und wanderten dann in Richtung Hellhalsen. Vorbei am Gunnarshaug (Hügel) und am Gunnarsbotn gelangten wir zur (2) Hellhalsen Turisthytte 1265m, einem Stützpunkt für Angler. Hier standen viele Hütten, die von den Anglern gemietet wurden. Die Autos mussten am Parkplatz an der Falkabu abgestellt werden. Von Hellhalsen ging es weiter zur (3) Sandhaug Turisthytte 1255m. Dabei mussten wir uns des Öfteren den Weg von Stein zu Stein durch den Morast suchen. Der Weg führte über zahllosen kleinen Hügel, an den Mooren vorbei, die sich nur in den Senken befanden. Kurz vor der Hütte verpassten wir einen Abzweig. Der linke Weg endete in einem Moor, war aber in der Karte durchgängig eingezeichnet worden. Auf einem Weg über Eriksbuegga und durch das Eriksbudalen, welches östlich von Trondavadnutane liegt, gelangten wir dann nach Sandhaug. Die Hütte liegt am See Nordmannslågen auf der Hochebene. Sie gilt als der geografische Mittelpunkt des Nationalpark Hardangervidda. In der Hütte hängten wir die nassen Sachen auf und machten eine Kaffeepause. Leider waren die Zimtschnecken alle. Dafür wurden Waffeln gebacken und serviert. Draußen hörte es auf zu regnen und die Sonne kam langsam raus.
Wir starteten auf den zweiten Abschnitt des Tages. Zuerst suchten wir aber den Weg an der Hütte. Wir fanden dann die neue Wegführung am Nordmannslågen entlang zu den neuerbauten Brücken. Auf der ersten Brücke hatte ein Vogel direkt auf der ersten Stufe ein Nest gebaut. In dem Nest war bereits ein Küken geschlüpft und ein Ei lag noch neben ihm. Wenn jemand vorbeikam, riss er den Schnabel auf und erwartete Futter. Wir versuchten so wenig wie möglich zu stören, aber ein Foto musste gemacht werden. Weiter liefen wir den Weg oberhalb des Sees entlang. Auch hier gab es viele sumpfige Stellen, die zu durchschreiten waren. Nach dem letzten Aufstieg hatten wir eine sehr schöne Aussicht auf die (4) Besso Turisthytte 1252m, die wir nach 1,5 Stunden erreichten. Vor dem Abstieg kamen wir am Fluss Besso entlang, der kurz vor der Hütte die Felsen herunterstürzte. Ein spektakuläres Bild ergab sich an dieser Stelle.
Die Hütte wurde 1934 erbaut und ist eine traditionelle Touristenhütte. Hier wird im Sommer und Herbst eine Alm betrieben. Aber auch zum Angeln steigen viele Gäste zur Hütte hinauf. Wir setzten uns vor die Hütte und genossen die Aussicht auf den See. Am Abend gab es ein Buffet mit Rentierfleisch. Im Anschluss übernahmen vor der Hütte die Mücken die Herrschaft. Also blieben wir in der gemütlichen Stube sitzen und ließen den Abend bei einem Bier ausklingen. Draußen gingen die Fischer mit den Mückennetzen über den Hut zum Fischen auf den See.
Bildergalerie:
1) Trondsbu Turisthytte 1227m- 2) Hellhalsen Turisthytte 1265m
- 3) Reinsmyrtjønna 1315m
- 4) Sandhaug Turisthytte 1250m
- 5) Besso Turisthytte 1252m
24,4km 8h 313hm 609hm mittel
Das Wetter war sehr gut, die Sonne schien und wir packten unsere Sachen. Wir folgten von der (1) Besso Turisthytte 1250m aus der T-markierten Route nach Nordwesten entlang des Nordmannslågen. Vorbei an der Landzunge von Lagareidet erreichten wir den Heisantjørna. Wir wanderten weiter am See entlang und gingen bei Turreidet auf einer ganzjährigen Brücke über den Fluss. Am (2) Vierslanutane 1250m erreichten wir eine Wegkreuzung, wo von Osten der Weg von Sandhaug Turisthytte eintraf. Unsere Route führte nach Norden zum Sørfjordingsrindane weiter. Über den Sørfjordingsrindane liefen wir eine längere Zeit auf einem ausgeprägten Moränenrücken, der sich als ein gewaltiges Band aus der morastigen Landschaft heraushebt. Auf beiden Seiten schlängelten sich Flüsse durch die Landschaft. Überall blühte es. Ein beeindruckendes Bild. Am Fuße des ungewohnt hohen Store Grananutane gelangen wir an den (3) Abzweig nach Hedlo 1280m. An einem windgeschützten Rastplatz legten wir eine Pause ein und stärkten uns für den nächsten Tagesabschnitt. Die Hälfte des Weges hatten wir bereits geschafft. Wir bogen nun nach Norden ab und gingen durch das Lanhellerskaret, rechts am 1600 Meter hohen Store Grananutane vorbei. Dann folgten wir dem Weg durch das Hallaskar hinauf zum (4) Rjupehaug 1400m. Hier gab es zwei größere Seen, an denen wir links vorbeigingen. Von dort ging es dann steil hinunter in das Veigdalen. Hier sahen wir viele einige neue Hütten, die in einer sehr schönen Landschaft erbaut wurden. An der (5) Alm Rjoto 1000m, die am Rande des Rjotomoors liegt, erreichten wir den Weg, der am Fluss Veig über Steinplatten und Wiesen am Ufer entlang zur (6) Hedlo Turisthytte 945m führte.
Die Hedlo Turisthytte war ursprünglich eine Alm für die Familie Myklathun aus Øvre Eidfjord. Ab dem Jahr 1923 wurden dort aber auch Touristen empfangen. Über die Jahre wurde die Hütte mehrfach erweitert und bietet jetzt 50 Betten für die Wanderer an. Sie ist im Besitz derselben Familie und wird immer weiter von den Erben geführt. Benannt wurde die Hütte nach einer kleinen Erhebung, die direkt neben der Alm liegt. Hier wurden wir freundlich empfangen. Wir saßen vor der Hütte und schauten über den rauchenden Fluss. Die Hüttenwirtin gab uns 4 Bett-Zimmer und wir richteten uns ein. Am Abend gab es einen Schweinebraten mit dem typischen norwegischen Kraut. Wir saßen nach dem Abendessen noch eine Weile vor der Hütte und planten unsere Route für den nächsten Tag.
Bildergalerie:
1) Besso Turisthytte 1252m- 2) Vierslanutane 1250m
- 3) Abzweig nach Hedlo 1280m
- 4) Rjupehaug 1400m
- 5) Alm Rjoto 1000m
- 6) Hedlo Turisthytte 945m
10,5km 4,5h 169hm 265hm mittel
Von der (1) Hedlo Turisthytte 945m gingen wir im Veig-Tal am Fluss entlang weiter in nördliche Richtung. Nach 1,5 Stunden erreichten wir dann die Turisthytte (2) Vivelid Fjellstove 882m und machen dort eine kurze Pause. Unterhalb der Hütte sprangen wir in den Fluss und genossen das kühle Bad. Von der Hütte steigen wir zu den (3) Aussichtspunkten des Valoursfossen 829m auf und schauten uns den Wasserfall an. Der Weg dorthin war sehr ausgesetzt und es gab ein paar wenige Kletterstellen, die nicht gesichert waren. Aber der Weg dorthin lohnte sich. Wir sahen, wie sich das Wasser durch die Felsen gebahnt hatte und in die Tiefe stürzte. Von dem Aussichtspunkt gingen wir weiter um den Berg herum, bis wir zum (4) Parkplatz an der Straße aus Øvre Eidfjord 852m ankamen. Durch den doch etwas beschwerlichen Weg am Wasserfall entlang hatten wir viel Zeit verloren und waren froh, dass gerade von einem Kleinbus Wanderer am Parkplatz abgesetzt wurden. Der Fahrer bot uns die Fahrt nach Øvre Eidfjord an und wir sagten erleichtert zu. Bis nach Øvre Eidfjord wären es noch 10 Kilometer Fußmarsch auf dem Fahrweg gewesen. Mit dem Bus fuhren wir direkt zum Norsk Naturcenter. Dort konnten wir einen 20 minütigen 225-Grad-Panoramafilm des norwegischen Filmemachers Ivo Caprino sehen, in dem noch einmal unsere Ziele der letzten Tage aus der Luft gezeigt wurden. Wir erlebten atemberaubende Helikopter-Sturzflüge in tiefe Schluchten und an herab donnernden Wasserfällen, begleitet von ursprünglicher Musik. Gezeigt wurde die norwegische Fjordlandschaft mit Bergen, Seen, Gletschern und Wasserfällen. Auch die Tiere und Pflanzen der Region wurden in dem Film gezeigt.
Ein passender Abschluss für die Wandertour. Im Restaurant kauften wir uns ein Eis und warteten dann auf unser Taxi, welches uns zum Hotel Fossli am Vøringsfossen brachte. Am Hotel machten wir es uns auf der Terrasse gemütlich und schauten dem bunten Treiben der Touiristen zu. Vom Hotel gingen wir dann weiter zu unserer Unterkunft im Ort. Wir hatten uns zwei Kabinen im Liseth Pensjonat og hyttetun gebucht. Von unseren Hütten hatten wir einen sehr schönen Blick über das Tal. Am Abend gab es einen großen Lachs für jede Hütte. Der beste Lachs auf der gesamten Tour. Mit einem Bier vor der Hütte ließen wir am Abend den Tag ausklingen.
Bildergalerie:
1) Hedlo Turisthytte 945m- 2) Vivelid Fjellstove 882m
- 3) Valoursfossen 829m
- 4) Parkplatz 852m
Am letzten Tag frühstückten wir in der Pension. Wir hatten noch recht viel Zeit, denn der Bus fuhr erst in der Mittagszeit. Wir wanderten zurück zum Wasserfall und schauten uns diesen noch einmal an. Laut der World Waterfall Database sind 10 der 30 größten und spektakulärsten Wasserfälle der Welt in Norwegen beheimatet. Der Vøringsfossen ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Norwegens. Die größte Freifallstrecke dieses imponierenden Wasserfalls beträgt beeindruckende 145 Meter. Im Jahr 2020 wurde eine Brücke über das Tal fertiggestellt, die den Touristen nun noch schönere Fotomotive bietet. Über einen steilen Sky-Walk kann man direkt über den Wasserfall gehen. Wir schauten uns den Wasserfall von allen Aussichtsplattformen an und gingen zum Abschluss auf den Sky-Walk. Von dort wanderten wir über die alte Steinbrück zur Bushaltestelle am unteren Parkplatz. Der Bus fuhr uns gegen 14 Uhr zum Hafen nach Eidfjord.
Von Eidfjord fuhren wir mit der Fähre bis nach Norheimsund. Die Fähre fuhr durch den Hardangerfjord. Auf der Route wurden auch die Seitenarme des Fjordes mit den vielen kleinen Ortschaften angefahren. Stetig änderte sich die Landschaft, es gab viel auf der Tour zu sehen. Am Ufer lagen sogar Robben auf den Felsblöcken. Eine große Attraktion war die Hardangerbrua (Brücke), die den Fjord in großer Höhe von einer Felswand zur anderen überspannt. In Norheimsund stiegen wir in den Bus um, der uns nach Bergen zurückbrachte. Am nächsten Tag brachte uns dann der Flieger zurück nach Berlin.
Wir hatten eine sehr schöne Hüttentour erlebt. Jeden Tag steigerten sich die Eindrücke. Zuerst erwartete uns die Anfahrt über Finse mit dem Hardangerjøkulen, den wir auf der Tour fasst jeden Tag sahen. Dann ging es über den Halnefjord weit in den Nationalpark hinein. Jeden Tag kamen wir langsam ein Stück höher. Zum Abschluss erlebten wir das Hjølmadalen, in welches die Wasserfälle von der Hochebene hinunterstürzten. Im Naturcenter in Eidfjord sahen wir zum Abschluss unsere Wandertour in einem Panoramafilm aus der Vogelperspektive. Aus meiner Sicht kann man solch eine Wandertour nicht besser erleben.
Norwegen hat uns sehr gefallen und wir haben auch schon ein neues Ziel entdeckt. Unsere nächste Tour wird uns in das Aurlandsdalen führen. Vom Gebirge wandern wir dann bis zum Fjord. Der Weg führt durch Norwegens einzigartigen Grand Canyon, ein Muss für jeden Norweger, nachdem er über den Beseggengrad in Jothunheimen gewandert ist.
Bildergalerie:
Eine Erklärung zu den Symbolen und den Daten der Tagesetappen finden Sie unter dem Link "Zeichenerklärung". Weitere Informationen zur Tourenplanung und eine Checkliste stehen für Sie in der Rubrik "Hinweise" bereit.