Rundtour am Geigenkamm
37km 4 Tage 5548hm
Die Ötztaler Alpen stellen das größte Gebirgsmassiv der Ostalpen dar. Zwar gibt es in anderen Gebirgsgruppen noch
etwas höhere Berge, doch weist keine dieser Gruppen eine so große Fläche in Höhenlagen über 3000 Meter auf wie die
Ötztaler Alpen. Der Geigenkamm ist eine Gebirgskette in den Ötztaler Alpen, die zwischen dem Pitztal im Westen und
dem Ötztal im Osten liegt. Der höchste Berg ist die Hohe Geige mit 3393m. Am nördlichen Ende befindet sich der
Fundusfeiler, der nördlichster Dreitausender der Ötztaler Alpen. Die Wege und Hütten sind nie "überlaufen", sondern
werden gerade aufgrund ihrer Beschaulichkeit geschätzt.
Bereits in den vergangenen Jahren haben wir schon Touren in den Ötztaler Alpen unternommen. So wanderten wir bereits
in Vent und
Obergurgel.
Für den Juni 2016 hatte ich die Tour am Geigenkamm geplant. Die große Ungewissheit bei der Planung waren die
Schneeverhältnisse am Fundusfeiler. In den vergangenen Jahren war bereits im Juni der Übergang möglich. Die 4-tägige
Hüttentour sollte in Umhausen im Ötztal startet. Von dort zur Frischmannhütte und über den Fundusfeiler zur Ludwigsburger
Hütte hinunter. Am dritten Tag stand der Übergang über das Lehnerjoch zur Erlanger Hütte auf dem Plan, die auf 2550m
am Wettersee liegt. Am letzten Tag wollten über den Forchheimer Höhenweg und durch das Tumpental zur Armelenhütte
absteigen und mit dem Hüttentaxi hinunter in das Ötztal fahren.
So war unser Plan, aber dann erreichte mich 3 Tage vor der Tour eine Mail des Hüttenwirtes von der Frischmannhütte,
der uns mitteilte, dass am Fundusfeiler noch viel Schnee lag und er einen Übergang nicht empfehlen kann. Nun begann
das Planungsspiel um die Tour möglich zu machen. Mehrere Varianten kamen in Frage, die dann am Abend vor Ort geklärt
werden sollten.
12km 5h 1224hm 45hm mittel
Nachdem wir die Autos in (1) Umhausen 1031m an der Kirche abgestellt hatten, packten wir unsere Sachen und suchten
uns einen Gasthof, wo wir uns vor dem Aufstieg noch einmal stärken konnten. Leider hatten wir bei der Anfahrt etwas
Zeit verloren und deshalb musste der kürzeste Aufstiegsweg genommen werden. Dieser führt auf dem Fahrweg hinauf in
das Fundustal. Die Ausschilderung erfolgte bereits im Ort. An einer Brücke unterquerten wir die Bundesstraße und
kamen dann zur Ötztaler Aache. Die Schneeschmelze und der viele Regen hatte den Fluss gut gefüllt. Hier trennen
sich die Wege. Am Fluss entlang kann der Aufstiegsweg über den Gasthof Köfels genommen werden, oder der Fahrweg
hinauf zur Hütte.
Der Weg stieg sofort steil an und zog sich in Kehren den Berg hinauf. Immer wieder hatten wir den Blick hinunter
in das Ötztal und nach Umhausen. Gegenüber waren die Stubaier Alpen zu erkennen. Nach 1,5 Stunden kamen wir dann
an der Weggabelung an, wo sich die Wege zur Leiersalm und Fundusalm trennen. Wir stiegen weiter zur (2) Vorderen
Fundusalm 1611m auf. Diese war leider geschlossen. Wir machten in der Nähe eine kurze Rast und wanderten dann
weiter zur (3) Hinteren Fundusalm 1964m. Dort kehrten wir ein und bei einem traumhaften Blick auf den Blockkogel
erfrischten wir uns mit einem Getränk. Unser Ziel war bereits zu erkennen. Die Fahne der (4) Frischmannhütte 2192m
war weit sichtbar auf einem kleinen Hügel vor der Hütte abgestellt worden. Der letzte Aufstieg wurde in einer halben
Stunde geschafft. Auf der Hütte des österreichischen Touristenklubs waren wir die einzigen Gäste und konnten es uns
in den Zimmern bequem machen.
Am Abend diskutierten wir mit dem Hüttenwirt den Aufstiegsweg zum Fundusfeiler. Leider war der Weg von der Hütte
aus nicht vollständig einsehbar. Es lag noch viel Schnee in der Scharte, aber die Seile an den Kletterpassagen
waren über dem Schnee. Nur die Wegmarkierungen waren nicht sichtbar. Wir hatten uns die Koordinaten des Überganges
auf das GPS-Gerät geladen und so ausgerüstet wollten wir es am nächsten Morgen mit dem Übergang probieren.
Bildergalerie:
1) Umhausen 1031m- 2) Vordere Fundusalm 1611m
- 3) Hintere Fundusalm 1964m
- 4) Frischmannhütte 2192m
8,2km 6,5h 788hm 1029hm schwer
Wir hatten die Nacht gut geschlafen. Jeder hatte genügend Platz gehabt, denn die Wirtin hatte uns freie Platzwahl
in den Zimmern gegeben. Da viel Sonnenschein für den Tag angesagt worden war, wollten wir früh starten, damit der
Schnee nicht zu weich für den Aufstieg wurde, denn mit Schatten konnten wir auf dem Weg zur Scharte nicht rechnen.
Vor der (1) Frischmannhütte 2192m machten wir am Morgen noch ein Gruppenfoto, verabschiedeten uns von den Hüttenwirten
und dann wanderten wir in Richtung des Funduskars. Der Wirt hatte uns noch einmal auf den Weg mitgegeben, dass wir
nach den Seilen Ausschau halten sollten. Gleich zu Beginn gesellten sich ein paar Schafe zu uns und wanderten ein
Stück des Weges mit uns. Sie waren wohl auf die Inhalte der Rucksäcke neugierig. Schon mit den ersten Aufstiegsmetern
begannen die Schneefelder, auf denen wir gut aufsteigen konnten. Kurz darauf sahen wir die erste verseilte
Kletterstelle, die sich leicht überwinden ließ. Danach wurde der Aufstieg immer steiler. In kurzen Kehren gewannen wir weiter an
Höhe und selbst die steileren Wegstücke ließen sich im Schnee gut überwinden. Dann standen wir nach 3 Stunden auf
einem flacheren Hang unterhalb des Fundusfeilers, über den wir zur (2) Feilerscharte 2926m. Hier merkten wir wie
der Schnee langsam anfing zu rutschen. Es hatte vor der Tour noch einmal geschneit und der oberflächige Neuschnee
rutschte ab, aber nur auf einem kurzen Stück. Wir zogen die Gruppe auseinander, um nicht zu viel Last auf den Hang
zu bringen. In diesem Teil ist auch im Sommer immer mit Altschneefeldern zu rechnen. Den Gipfel des Fundusfeilers
konnten wir nicht besteigen, denn auf dem Grat hingen größere Wächten über uns.
Wir schauten von der Feilerscharte und über viel Schnee hinunter in das sogenannte schwarze Loch. Wir suchten uns
eine Spur, die zwischen den Lawinenabgängen lag und stiegen langsam hinunter. Dann rutschten wir nacheinander den
Hang hinab. Unten angekommen querten wir das Plateau und kamen zu einem weiteren Steilstück, welches an einigen
wenigen Stellen gesichert war. Hier stiegen wir weiter ab und trafen auf den Abzweig zur Erlanger Hütte. Wir hielten
uns links und gingen in Richtung des (3) Lehnerjoch 2510m. In einem kurzen Gegenanstieg bestiegen wir es und machten
am Gipfelkreuz eine Rast. Von hier konnten wir unsere Abstiegsspuren im Schnee erkennen. Vom Joch steigen wir der
Ausschilderung folgend über Almenböden und später auf Fahrwegen hinunter zur (5) Ludwigsburger Hütte 1935m, die
früher auch als Lehnerjochhütte bezeichnet wurde.
Von der Hütte hatten wir einen sehr schönen Blick in das Pitztal, bis hinüber zum Pitztaler Gletschers. Nachdem
wir uns geduscht und ausgeruht hatten, saßen wir auf der Terrasse der Hütte und ließen uns das Abendessen servieren.
Aus dem Pitztal zog ein Gewitter auf. Am Himmel konnten wir den ganzen Abend die Blitze sehen. In der Nacht zog das
Gewitter dann über die Hütte.
Bildergalerie:
1) Frischmannhütte 2192m- 2) Feilerscharte 2926m
- 3) Lehnerjoch 2510m
- 4) Ludwigsburger Hütte 1935m
7,8km 4h 914hm 322hm schwer
Die Gewitterwolken waren am Morgen verschwunden und es schien die Sonne. Für den frühen Nachmittag waren Gewitter
angesagt worden. Deshalb standen wir früh auf, um die Tagesetappe vor dem Gewitter zu beenden.
Auf der Hütte gab es ein kleines Buffet, an dem sich jeder bedienen konnte. Dann wurden die Rucksäcke gepackt und
gegen 8 Uhr trafen wir uns alle vor der (1) Ludwigsburger Hütte 1936m. Bis zum (2) Lehnerjoch 2510m mussten wir den
Abstiegsweg des Vortages aufsteigen. Der erste Teil lag noch im Schatten. Nachdem wir auf dem Plateau unterhalb
des Joches ankamen, erreichten uns die Sonnenstrahlen. Hinter uns erhoben sich die Pitztaler Alpen. Am Lehnerjoch
stand eine Herde neugieriger Schafe, die bereits auf uns warteten. Kein Wunder, von der Scharte ging es direkt
hinauf in den Schafhimmel. Ein kleiner Gipfel, der für die Schafe aber unerreichbar war. Gegenüber sahen wir die
Feilerscharte mit unseren Spuren, die weithin sichtbar waren. Vom Joch stiegen wir in Richtung der Leierstalalm
ab und folgten dann der Ausschilderung zur Erlanger Hütte, die an den Berghängen unterhalb des Schafhimmels entlang
führte. Dort kamen wir an einen Gebirgsbach, den wir überwinden mussten. Eine Brücke war nicht zu finden. Also
suchten wir uns eine Stelle, an der wir über den Bach springen konnten. Vom Bach ging es zu einer kleinen Scharte
bergauf. Hinter der Scharte verbarg sich ein steiler Abstieg, der mit Seilen gesichert war. Im Schnee fehlten uns
einige Griffpunkte, deshalb spannten wir ein zusätzliches Seil. Vorbei an einem kleinen See wanderten wir weiter
zum letzten Anstieg des Tages. Dieser Weg führte zu einer (3) Scharte oberhalb des Wettersees2625m. Der Aufstieg
dauerte nur dreißig Minuten. Unter uns konnten wir den zugefrorenen Wettersee erkennen. Unter uns befand sich ein
großes Schneefeld, welches aber kein Hindernis darstellte. Nach einer Pause begannen wir mit dem Abstieg und
wanderten im Anschluss am See entlang, bis wir zur (4) Erlanger Hütte 2550m kamen. Am Ende des Sees gab es eine
kleine Madonnenstatue in der Nähe der Hütte. Hier genossen wir noch einmal den Blick in den Talkessel. Dann gingen
wir zur Hütte. Die ersten Regentropfen fielen. Wir hatten es rechtzeitig geschafft. Dann kam aber noch einmal die
Sonne zum Vorschein und wir suchten uns einen Liegestuhl zum Entspannen.
Das angekündigte Gewitter zog am Nachmittag auf, gefolgt von einem starken Sturm. Wir machten es uns in der Hütte
gemütlich. Die Spiele wurden ausgepackt oder in den vielen Bildbänden nach neuen Bergerlebnissen geschaut. Am Abend
servierte uns der Hüttenwirt die Spezialitäten des Hauses. Dazu gehörten Lammhaxe und Steinbockragout. Danach
probierten wir die gutschmeckenden Brände, bevor wir mit der Hüttenruhe zu Bett gingen.
Bildergalerie:
1) Ludwigsburger Hütte 1935m- 2) Lehnerjoch 2510m
- 3) Wetterseescharte 2625m
- 4) Erlanger Hütte 2550m
9km 4h 218hm 1008hm mittel
Am Morgen konnten wir von der Hütte über die Wolken zu den Stubaier Alpen sehen. Wir waren früh aufgestanden, um
den Abstieg bis zum Mittag zu schaffen, denn es war Regen angesagt worden und wir hatten noch eine lange Heimfahrt
vor uns.
Vor der (1) Erlanger Hütte 2550m machten wir noch ein Gruppenfoto vor einem größeren Schneeberg. Dann orientierten
wir uns an der Ausschilderung in Richtung des Forchheimer Höhenweges. Gleich hinter dem Abzweig unterhalb der Hütte
begann eine Kletterstelle, die es zu überwinden galt. Diese endete an einem Schneefeld, welches an einer steileren
Stelle überwunden werden musste. Nachdem wir es überquert hatten, zog sich der Weg an den Berghängen entlang. Nach
einer halben Stunde gelangten wir an einen (2) Abzweig 2400m, an dem der Forchheimer Höhenweg nach links abbog und
zu einer Scharte hinauf führte. Dieser Anstieg war schnell überwunden und wir standen auf der (3) Scharte 2620m
unterhalb des Hohen Kogel in den Wolken. Nun mussten wir bergab klettern. Immer wieder gab es Stellen, an den
Trittsicherheit gefordert warm Über diese Passagen kletterten wir hinunter bis zum (4) Abzweig 2500m in das Tumpental.
Dort sammelte sich die Gruppe wieder zusammen und stiegen entlang des Oberbaches in Richtung der hinteren Tumpenalm.
Bald wechselte der Weg auf die andere Seite des Baches. Eine Brücke war nicht zu finden und die Wassermenge ließ
nicht viele Varianten der Querungen zu. Wir stiegen dem Bachverlauf entgegen und konnten einen Übergang finden.
Etwas Mut war dabei gefragt. Es kam wie es kommen musste. Nicht weit von der Stelle mussten wir wieder zurück über
den Bach. Wir konnten zwar auf den Steinen einige Wegmarkierungen erkennen, aber der Wasserstand war zu hoch. Wir
schauten uns um und konnten in den Büschen eine Brücke entdecken. Schnell hatten wir diese montiert und alle Wanderer
und -innen kamen auf der anderen Seite trocken an. Nun wurde der Weg breiter. Nach einem steileren Abschnitt kamen
wir auf einen Fahrweg, der weiter hinunter in das Tal führte. Die (5) Vordere Tumpenalm 1831m konnten wir unter
uns bereits erkennen, da versperrte und ein Bulle den Weg. Ehrlich gesagt, hatten wir kein gutes Gefühl. Mit
Abstand gingen wir an dem Tier vorbei. Er folgte uns und wurde immer schneller. Wir auch. Dann erreichten wir
ein Gatter und jeder, der es geschafft hatte atmete tief durch.
Die Alm war geschlossen. In einem Wasserbecken standen ausreichend Getränke. Wir bedienten uns und legten das
Geld auf das Fensterbrett. Die Betreiberin kam mit dem Auto zur Alm. Sie hatte ein verletztes Rehkitz zu Tierarzt
gebracht. Dann wanderten wir die Straße weiter hinunter und bogen noch einmal nach links ab. Die Straße stieg
langsam bergan. Nach einer halben Stunde standen wir dann vor der (6) Armelenhütte 1747m. Hier endete unsere
Wandertour. Wir hatten noch eine Stunde zeit, bis uns das Hüttentaxi abholte. In der Hütte bestellten wir uns
die Hüttenspezialitäten. Draußen begann es zu regnen. Wir hatten es rechtzeitig bis hierher geschafft. Pünktlich
standen die Taxis vor der Hütte und brachten uns in das Tal nach Umhausen zurück.
Wir hatten die Herausforderung der "Erstbesteigung" der Feilerscharte in diesem Jahr bewältigt. Das Wetter hatte
sich gehalten und wir konnten die zum Teil noch verschneite Landschaft am Geigenkamm bei Sonnenschein genießen.
Eine empfehlenswerte Hüttenrunde im Hochgebirge, die an einigen Stellen die Herausforderungen für die Wanderer
bietet.
Bildergalerie:
1) Erlanger Hütte 2550m- 2) Abzweig 2400m
- 3) Scharte 2620m
- 4) Abzweig 2500m
- 5) Vordere Tumpenalm 1831m
- 6) Armelenhütte 1747m
Eine Erklärung zu den Symbolen und den Daten der Tagesetappen finden Sie unter dem Link "Zeichenerklärung". Weitere Informationen zur Tourenplanung und eine Checkliste stehen für Sie in der Rubrik "Hinweise" bereit.