Jungfraujoch-Lötschental
36km 5 Tage 3895hm
Die Schneeschuhtour im Keschgebiet
hatte mir sehr gefallen und ich wollte dies noch einmal wiederholen. Aber ich hatte kein Glück. Erst wurde eine
Tour mangels Teilnehmer abgesagt, dann fiel die nächste wegen Unwetterwarnungen aus. Im Jahr 2014 versuchte ich
es noch einmal und suchte mir beim Veranstalter, die Alpinschule "Berg + Tal", aus dem
Katalog die Tour vom Jungfraujoch zum Lötschental aus.
Die Tour führte durch die Berner Alpen. Sie gehören zu den Westalpen in der Schweiz und bilden eines der
ausgedehntesten und herausragendsten Gebirgsmassive der Alpen. Die Berner Alpen sind stark vergletschert. Die
beiden längsten Eisströme der Alpen, der Aletsch- und der Fieschergletscher, fließen auf der Südseite der Berner
Alpen ins Wallis ab. Der höchste Berg ist das Finsteraarhorn mit einer Höhe von 4274m.
Unsere Tour startete am Jungfraujoch, zu dem wir mit der bekannten Jungfraujochbahn durch den Berg von der Kleinen
Scheidegg hinauf fuhren. Von dort wanderten wir hinunter zur Konkordiahütte und später über den Konkordiaplatz zur
Hollandiahütte, die direkt über der Lötschenlücke auf einem Felsvorsprung erbaut wurde. Am letzten Tag wanderten
wir nach Blatten in das Lötschental hinunter und traten unsere Heimreise von Goppenstein an.
2,8km 1h 150hm 0hm mittel
Wir kamen am Vormittag in (1) Grindelwald 1034m mit dem Zug an. Dort machten wir einen kurzen Rundgang durch den
Ort. Auffällig waren die vielen Outdoorladen. Über dem Ort schwebten mehrere Paragleiter vor dem Berggipfel des
Wetterhorns. Am Bahnhof nahmen wir im Anschluss die Zahnradbahn zur (2) Kleinen Scheidegg 2061m. Der Schnee wurde
immer höher und die berühmte Eiger -Nordwand kam immer näher. Auf der Kleinen Scheidegg stiegen wir aus und
wanderten das kurze Stück zum Berggasthof Grindelwaldblick. Hier gab es eine kleine Aussichtskanzel, von der man
einen Blick über die Ebene der kleinen Scheidegg, zum Jungfraujaoch und nach Grindelwald hatte. Besucher hatten
einen kleinen Schneemann gebaut, der sogar einen kleinen Eispickel in der Hand hatte. Nach einer kleinen
Mittagspause gingen wir zurück zum Bahnhof und stiegen in die Zahnradbahn zum Jungfraujoch. Dort wurden wir von
einem Spanier fotografiert, der barfuß in Sandalen in den Zug einstieg. Es sollte sich noch zeigen, wer
zweckmäßiger gekleidet war.
Die Bahn fuhr knapp fünfzig Minuten bis zum Joch. Unterwegs gibt es zwei Aussichtspunkte, an denen die Bahn für
eine Fotopause anhält. Der erste Aussichtspunkt ist direkt an der Eiger-Nordwand und lässt erahnen, wie steil
und hoch die Kletterei daran ist. Der zweite Punkt ist am Eisgrat. Aber war schon alles zugezogen und für uns
war klar, dass wir in den Wolken wandern werden. Am Jungfraujoch angekommen machten wir uns auf die Erlebnisreise
durch die Stollen im Berg. In einer Ausstellung wird er Bau der Jungfraujochbahn erzählt und am Ende wartet ein
Eispalast mit Skulpturen. Allerdings waren diese bei unserem Besuch noch in der Entstehung. Wir froren schon hier
und mussten noch nach draußen zu unserem Aufstieg. Vor uns lief der Spanier mit seinen Sandalen durch den
Eispalast.
Nachdem wir alles angesehen hatten, machten wir uns auf den Weg zur (4) Mönchshütte 3650m. Zuerst mussten wir
noch den richtigen Stollen zum Ausgang finden. Dieser war mit einem Gitter versperrt. Wir kletterten drüber und
kamen zum Ausgang. Dort erwartete uns ein Schneesturm bei -20°C. Der Weg war durch einen Pistenbully präpariert
worden und mit Stangen markiert. Aber wir merkten schon die Höhe, in der wir jetzt wanderten. Der Weg stieg nur
leicht an. Auf der Hälfte der Strecke hörten wir den Pistenbully. Ob er uns bei dem Schneesturm sieht? Also
machten wir lieber einen Schritt zur Seite und standen im Tiefschnee. Es war schon etwas schwierig dort wieder
herauszukommen. Kurze Zeit später kam der Bully zurück und wir standen wieder bis über die Knie im Schnee. Dann
sahen wir die Mönchshütte. Sie wurde auf Stelzen an den Berg heran gebaut. Zum Abschluss mussten wir noch zur
Hütte auf steilem Weg hinaufsteigen.
Die Hütte war die letzten Tage nicht besucht worden und auch an diesem Tag waren nur vier Besucher dort. Es war
sehr kalt. Geheizt wurde nicht und die wenigen Besucher sorgten nicht für viel Wärme. Im Lager sammelte ich alle
Decken ein und legte mich darunter. Aber so richtig half es nicht. Die Wirtin machte am Abend ein kleines Menü
mit einem schönen Röstitaler und Geschnetzeltem. Wasser gab es nur zum Zähneputzen und die Toiletten waren
außerhalb der Hütte. An diesem Zustand mussten wir uns gewöhnen, denn auch die anderen Hütten hatten kein Wasser.
Wir gingen früh zu Bett und hofften, dass am nächsten Tag die versprochene Wetterbesserung eintrat.
Bildergalerie:
1) Grindelwald 1034m- 2) Kleine Scheidegg 2061m
- 3) Jungfraujoch 3500m
- 4) Mönchshütte 3650m
10,0km 5h 160hm 1044hm schwer
Der Schneesturm hatte sich am Morgen verzogen und wir hatten von der Hütte eine sehr schöne Sicht in Richtung
des Jungfraujoch. Bis dorthin mussten wir zurück gehen um die Wandergruppe zu treffen. Die Hüttenwirtin der (1)
Mönchshütte 3650m verabschiedete uns in voller Fliegermontur. Sie wartete auf den Versorgungshubschrauber, der
angemeldet war. Wir begaben uns auf die Piste und konnten auch schon den Hubschrauber im Anflug sehen. Dann galt
es auch schon wieder dem Pistenbully im Tiefschnee auszuweichen, der bei der Präparierung war.
Auf dem (2) Jungfraujoch 3500m bestiegen wir die Aussichtsplattform und konnten bis zur Konkordiahütte hinunter
schauen. Wir machten hier eine Pause und genossen die Aussicht aus der schützenden gläsernen Kuppel. Aber das
währte nicht lange. Der erste Zug mit Asiaten war angekommen und die Plattform wurde erstürmt. Man machte uns
als gelungenes Fotomotiv aus und jede Frau wollte mit uns fotografiert werden. Das sogar bei engem Körperkontakt.
Als der zweite Zug ankam, stiegen wir lieber von der Plattform ab.
Pünktlich um 10:30 Uhr trafen wir unseren Bergführer. Zuerst wurde die Tour besprochen und das Mietmaterial
ausgeteilt. Die Lawinenausrüstung ist sehr teuer und lohnt sich bei den wenigen Touren nicht zu kaufen. Im
Anschluss gingen wir durch den Tunnel zum Gletscher und legten unsere Ausrüstung an. Dann stiegen wir auch schon
auf dem Gletscher hinunter in Richtung des Konkordiaplatzes. Der Schnee war griffig und wir kamen mit unseren
Schneeschuhen gut voran. Wir gingen dann in recht flachem Gelände auf dem Jungfraufirn weiter bergab. Die Hütte
war bereits am Berg zu sehen. Neben uns sahen wir den nächsten Gletscher, der zum (3) Konkordiaplatz 2690m
hinunter fließt. Große Eisabbrüche zeigten die Abbruchkante des Ewigeisfeldes. Etwas weiter kam der Grüneggfirn
dazu. Hier erreichten wir den tiefsten Punkt des Tagesabschnittes. Die Leitern, die zur (4) Konkordiahütte 2850m
hinauf führten, waren bereits am Felsen zu erkennen. Wir gingen weiter bergauf und machten unterhalb der Leitern
ein Depot, wo wir die Schneeschuhe und Wanderstöcke verstauten. Zum Schluss mussten wir noch einmal 480 Stufen
auf knapp 150 Höhenmeter bewältigt werden, was eine gewisse Kondition in dieser Höhe erforderte.
Die Hütte war sehr gemütlich. Wir bekamen ein ausreichend großes Lager und hatten genügend Platz. Für die kalte
Nacht hatte jeder zwei Decken zur Verfügung, die wir auch brauchten. Nur die Toiletten waren wieder außerhalb
und in der Nacht mussten man sich beim Gang dahin dick anziehen. Wir bekamen zum Abendessen wieder ein typisch
Schweizer Gericht, Älpler Makkaroni. Dieses Essen besteht aus Makkaroni, Käse und Apfelmus. Muss man unbedingt
mal probieren, es schmeckt sehr gut. Aus dem Fenster sahen wir im Abendlich zur Lötschenlücke, unser Ziel des
nächsten Tages.
Bildergalerie:
1) Mönchshütte 3650m- 2) Jungfraujoch 3500m
- 3) Konkordiaplatz 2690m
- 4) Konkordiahütte 2850m
8,6km 4,5h 567hm 177hm schwer
Schon der Blick am Morgen aus dem Fenster war beeindruckend. Strahlend blauer Himmel im Zentrum der Berner Alpen.
Die Tour führte uns an diesem Tag über die Gletscher auf dem Konkordiaplatz zur Lötschenlücke und das in dieser
Traumkulisse mit den vielen 4000ern.
Nach dem Frühstück mussten wir von der (1) Konkordiahütte 2850m zum Gletscher absteigen. Hier legten wir die
Ausrüstung an, die wir am Tag davor in einem Depot gelagert hatten. Dann stiegen wir weiter ab, bis wir in der
Mitte des (2) Konkordiaplatzes 2670m ankamen. Um uns herum flossen hier 4 Gletscher (Jungfraufirn, Ewigeisfeld,
Grüneggfirn, und großer Aletschfirn) zusammen. Dies vereinigen sich an dieser Stelle zum Aletschgletscher, dem
längsten Gletscher der Alpen. Mehrere Gipfel der 4000er überragen die Gletcher (Jungfrau, Mönch, Fischerhorn und
Aletschhorn).Unser weg führte uns nun zum Großen Aletschfirn. Vor uns war die Lötschenlücke und die daneben
liegende (3) Hollandiahütte 3225m bereits zu sehen. Aber bis dorthin war es noch ein langer Weg.
Die Spur verlief in leichtem auf und ab über den Gletscher. Erst nach einer weiteren Stunde begann der Weg
langsam anzusteigen. Neben uns kam der Gipfel des Aletschhorn zum Vorschein. Mit Blick zurück zur
Konkordiahütte, war dahinter der Gipfel des Finsterahorn zu erkennen, der höchste Gipfel der Berner Alpen.
Durch die Sonne wurde der Schnee immer weicher und beim Aufstieg sank ich immer mehr in den Schnee ein. Das
erschwerte das Gehen und jeder Schritt kostete mehr Kraft. Die letzten Höhenmeter waren sehr schwierig in der
Höhe zu gehen und mein stärker werdender Husten nahm mir die Luft. Dank der Hilfe des Bergführers schaffte ich
aber auch die letzten Meter bis zur Hütte. Die Aussicht von der Hütte war beeindruckend. Unter uns lag das
Lötschentalund dahinter baute sich das Bergmassiv des Mont Blanc vor unseren Augen auf, welches noch 200km von uns
entfernt war. Etwas geschafft begab ich mich ins Lager und ruhte mich aus. Hier war es so kalt, dass man den
Atem sehen konnte. Da auch in dieser Hütte das Wasser fehlte, fiel das Waschen aus.Aber einen kleinen Vorteil
hatte die Hütte, zum ersten Mal auf der Tour waren die Toiletten innen liegend.
Am Abend konnten wir beim Essen am Mont Blanc die Abendstimmung erkennen. Wieder gab es ein Vier-Gänge-Menü,
welches wir uns schmecken ließen.
Bildergalerie:
1) Konkordiahütte 2850m- 2) Konkordiaplatz 2670m
- 3) Hollandiahütte 3225m
Für die Tour war dieser Tag als Gipfeltag eingeplant worden. Die Äbeni Fluh sollte bestiegen werden. Mein Husten war aber zu stark geworden und entschied mich für einen Hüttentag auf der Hollandiahütte. Zwar war gleich am Morgen großer Trubel, weil die Heli-Skifahrer landeten und der Hubschrauber genau vor dem Zimmerfenster in der Luft stand. Dann kehrte aber wieder Ruhe ein. Am Hütteneingang fand ich das Schild zum Hütten-Beach und neugierig ging ich dorthin. Auf dem Liegestuhl liegend konnte ich den Blick in das Lötschental genießen. Um mich herum war ein Schwarm Bergdohlen eifrig bi der Futtersuche. Ab und zu flogen Reste aus dem Küchenfenster und das wussten die Dohlen. Deshalb blieben sie in der Nähe des Fensters sitzen und warteten.
Bildergalerie:
14,7km 6,5h 44hm 1751hm schwer
Die Umstellung der Uhren auf die Sommerzeit hatte uns am letzten Tag eine Stunde genommen. Deshalb standen wir
wieder sehr früh auf. Einige Gruppen waren schon zur Äbeni Fluh aufgebrochen. Die Skiwanderer hatten aber eine
ähnliche Zeitplanung wie wir und dadurch gab es am Morgen doch etwas Gedränge in der Hütte. Für den letzten Tag
stand der Abstieg in das Lötschental an. Dieser ist recht lang und hatte eine Höhendifferenz von 1700m.
Von der (1) Hollandiahütte 3225m stiegen wir den etwas steileren Hang hinunter zur (2) Lötschenlücke 3170m. Hier
wählten wir die rechte Seite für den Abstieg auf dem Langgletscher, weil die Skifahrer zur linken Seite schwenkten
und wir nicht im Wege sein wollten. Es ging weiter steil hinab und wir verloren gut an Höhe. Immer wieder mussten
wir Gletscherspalten ausweichen. Zur rechten Seite war bereits die Anenhütte zu sehen, die aber leider noch
geschlossen war. Deshalb nahmen wir eine Spur die etwas tiefer und unterhalb der Hütte verlief. Auf dem Gletscher
sahen wir eine große Öffnung, zu der wir hin wanderten. Vor uns öffnete sich eine große (3) Gletscherhöhle 2100m,
die in einem blauen Farbton leuchtete. Wir wanderten hinein, mussten aber auf die losen Steine über uns an der
Höhlenkante achten. In der Höhle erwartete uns ein tolles Fotomotiv. Das bläulich schimmernde Eis, ein gefrorener
Wasserfall und ein Blick aus der Höhlenöffnung auf die umliegenden Gipfel. Nur schwer konnten wir uns von diesem
Anblick trennen. Von der Höhle wechselten wir auf den Aufstiegsweg, der zur Anenhütte führt. An einigen Stellen
mussten wir im Schnee immer mal wieder nach den Markierungen suchen. Neben uns entsprang ein kleiner Bach, dem
wir weiter in das Tal folgten. Diesen kreuzten wir weiter unten über eine Brücke. Der Blick von der Brücke zurück
auf die Lötschenlücke war einmalig. Nun hatten wir immer noch eine längere Strecke vor uns. Schon in Sichtweite
war die (4) Fafleralp 1700m, die wir nach knapp 45 Minuten erreichten. Von hier ging eine Straße hinunter in das
Tal, die in der Winterzeit gesperrt wird. Auf der Fahrbahn waren Spuren für die Langläufer gesetzt worden. Immer
mehr Skitourengeher überholten uns, die ebenfalls in das Tal wollten. Auf den letzten Metern zogen wir die
Schneeschuhe aus. Ohne lief es sich in dem weichen Schnee aber auch nicht so gut.
Dann erreichten wir nach einer weiteren Stunde (5) Blatten 1500m. Wir kehrten zum Abschluss noch einmal in ein
Lokal ein und stießen auf die erfolgreiche Tour an. Dann trafen wir uns am Bus wieder. Das Unternehmen hatte das
große Fahrgastaufkommen gut organisiert. Ein Bus nach dem anderen sammelte die Wanderer und Skifahrer ein und
brachte sie für ca. 3 CHF nach Goppenstein zum Zug, den alle pünktlich erreichten. Hier endete unsere Wandertour.
Wir hatten schöne Tage in der vergletscherten Welt der Berner Alpen erlebt. Dabei waren die Höhe und das kalte
Wetter für uns Berliner eine Herausforderung.
Bildergalerie:
1) Hollandiahütte 2594m- 2) Lötschenlücke 3170m
- 3) Gletscherhöhle 2100m
- 4) Fafleralp 1700m
- 5) Blatten 1500m
Eine Erklärung zu den Symbolen und den Daten der Tagesetappen finden Sie unter dem Link "Zeichenerklärung". Weitere Informationen zur Tourenplanung und eine Checkliste stehen für Sie in der Rubrik "Hinweise" bereit.