Seealpen-Trek
104km 7 Tage 13305hm
In einer Ausgabe der Alpenvereinszeitschrift wurde im Jahr 2010 eine Rundtour in den Seealpen beschrieben. Angespornt
von diesem Bericht erarbeitete ich eine Tour, die von Terme di Valdieri über den Via Alpina in einem großen Bogen
zu den beiden Tälern, Vallée des Merveilles ("Tal der Wunder") und Vallée de Fontanalbe ("Tal der weißen Quelle")
führte, die wegen ihrer mehr als 35.000 Felsritzungen aus der Bronzezeit besonders berühmt sind.
Die Seealpen erstrecken sich in den piemontesischen Alpen. Hier treffen die südlichsten Gletscher des Alpenbogens
mit mediterranen Klimafaktoren zusammen und bringen eine außergewöhnliche Flora hervor. Außerdem befinden sich in
den Seealpen die südlichsten Dreitausender der Alpen. Der höchste Gipfel ist die Cima Argentera, die 3297m hoch
ist und der letzte hohe italienische Gipfel der Alpen ist, nur 45 km vom Mittelmeer entfernt. Durch das Gebirge
verläuft die Grenze zwischen Italien und Frankreich. In beiden Ländern wurden die Gebiete zu Nationalparks
erklärt. Große Teile der französischen Seealpen gehören zum 1979 geschaffenen Parc National du Mercantour, dem
jüngsten der sechs französischen Nationalparks. Seit 1995 besteht der Parco Naturale delle Alpi Marittime in Italien,
als Zusammenschluss des Naturparks Argentera und des Schutzgebietes von Palanfré. Durch die Parks führen zwei
Fernwanderwege. Der GR 52 auf französischer Seite. Der rote Weg der Via Alpina verläuft mit 12 Etappen durch die
italienischen Seealpen, auf zum Teil historischen Wegen, die in unterschiedlichen Epochen angelegt wurden und
militärischen Ursprung haben. Der Via Alpina passiert dann über den Pas de Fenestre die Grenze zu Frankreich und
verläuft im Parc National du Mercantour weiter bis zum Col de Tende durch die französischen Seealpen. Der blaue
Weg der Via Alpina verläuft für 9 Etappen durch den französischen Teil der Seealpen südlich des Alpenhauptkammes.
Wir wanderten zum größten Teil auf den roten Wegabschnitten des Via Alpina. Von Terme di Valdieri gingen wir über
das Rifugio E. Questa zum Rifugio Remondino. Am nächsten Tag wechselten wir wieder, vorbei am Rifugio Bolzano, auf
den Via Alpina und stiegen zum Rifugio Morelli-Buzzi auf. Über das Rifugio Soria-Ellena wanderten wir zum Refugio
Madone de Fenestre und überquerten dort die Französische Grenze. Wir übernachteten im Anschluss im Refugio Nice.
Zum Abschluss der Tour gingen wir in das Tal Vallée des Merveilles zur gleichnamigen Hütte. Am letzten Tag stiegen
wir über das Rifugio Valmasque hinunter nach Casterino, von wo wir unsere Rückfahrt nach Nizza antraten.
Am Vortag der Wandertour reisten wir über Nizza mit dem Zug nach Cuneo. Dabei nutzten wir die Tende-Bahn. Die
Tendebahn ist eine Eisenbahnstrecke durch die Alpen. Sie verbindet die italienische Stadt Turin über Cuneo mit
dem französischen Nizza und unterquert den Hauptkamm der Seealpen unterhalb des Colle di Tenda in einem über 8 km
langen Tunnel. Auf der Strecke muss vom Scheitelpunkt des Tende-Tunnels bis zum Niveau des Mittelmeeres einen
Höhenunterschied von mehr als 1000 m überwinden. Diese Größenordnung wird innerhalb Europas nur noch von den
Gebirgsstrecken der Rhätischen Bahn in der Schweiz übertroffen. Auf der Fahrt legten wir eine Pause in Breil-sur-Roya
ein und schauten uns den Ort an. Danach stiegen wir in den Zug nach Cuneo, wo wir am Abend ankamen.
Bildergalerie:
12,8km 4h 1100hm 85hm leicht
Gleich am ersten Tag der Tour mussten wir früh aufstehen. Der Bus sollte in Cuneo vom Corso di Nizza um 8:10 Uhr
nach Terme di Valderie fahren. Schwefel- und bromhaltige Thermalquellen haben diesen Ort bekannt gemacht. Bis zur
Bushaltestelle mussten wir einen längeren Weg vom Bahnhof zurücklegen. Wir hatten am Vorabend die Bushaltestelle
gesucht, konnten dort aber keinen Hinweis zu unserer Buslinie finden. Es kam so, wie wir es bereits geahnt hatten.
Der Bus fuhr am Sonntag nicht. Bei einem Hotel um die Ecke fragten wir nach einem Taxi. Der Chef handelte gleich
noch einen guten Preis für uns heraus. Pro Person mussten wir 14 EUR akzeptieren, ohne zu wissen, was der Bus
gekostet hätte. Die Taxifahrer waren schnell unterwegs. Damit verloren wir nicht allzu viel Zeit.
In (1) Terme di Valdieri 1368m erwartete uns ein tolles Panorama der Seealpen, viel Sonnenschein und viele Wanderer.
Gleich hinter der Therme fanden wir eine kleine Kirche und ein Denkmal für abgestürzte Flugzeuge. Dort begann unser
Aufstiegsweg. Nach einem steilen Anstieg wanderten wir über eine flache Hochebene. Auf der Piano del Valasco angekommen,
sahen wir das Jagdhaus (2) Rifugio Valasco 1763m. Dieses Gebäude mit seinen zwei Türmen ähnelt einem Fort und
wurde bereits im Jahr 1868 vom König Vitorio Emanuele II errichtet. Das Jagdhaus (Reale Casa di Caccia) wurde in
der Vergangenheit von den italienischen Königen als Feriendomizil und Ausgangspunkt für Treibjagden genutzt. Hier
legten wir eine Pause ein. Zu Essen wurde aber nur ein Toast angeboten. Die Tische im Innenhof waren schon für ein
Event am Nachmittag reserviert. Das Essensangebot war leider sehr bescheiden.
Also wanderten wir weiter. Wir folgten einem alten Militärweg in Richtung des Osthanges am oberen Talkessel. Kurz
vor dem Ende kamen wir an einem Wasserfall vorbei und hatten einen ersten Blick zurück zum Rifugio. An der nächsten Kurve
trafen wir auf den Direktzustieg zum Rifugio E. Questa. Wir gingen aber in einem weiten Bogen auf dem Militärweg
nach Norden weiter. Dort durchquerten wir einen Tunnel im kleinen Valscura Tal. Etwas weiter kamen wir in einem
Gebirgskessel zum (3) Lago inferiore di Valscura 2274m. Am See waren viele Wanderer. Auch wir legten uns hier in
das Gras und ruhten uns aus. Von dieser liegenden Position wurden einige Fotomotive ausprobiert.
Vom See führt uns der Weg weiter hinauf zum (4) Lago del Claus 2344m. Auf alten Miltärwegen schlängelte sich der
Weg um die Berge. Am Wegesrand standen Kühe und beäugten uns neugierig. Nach weiteren 45 Minuten erreichten wir den See.
Hier wurde nun endlich eine Badepause in dem klaren Wasser eingelegt. Vorbei am Ostufer des Sees stiegen wir danach
das kurze Stück zum (5) Rifugio E. Questa 2388m auf. Die Hütte liegt auf einem Felsen mit Blick auf die Valasco-Hochebene.
Hinter der Hütte breitet sich der Portette See aus. Wir wurden hier sehr nett empfangen und machten es uns vor der
Hütte bequem. Der Hüttenwirt konnte uns sogar alles in deutscher Sprache erklären, worüber wir sehr erstaunt waren.
Wir bekamen ein Lager über der Küche. Dort konnte man zwar nicht stehen, aber ansonsten war es für uns ausreichend
geräumig. Am Abend wurde ein 3-Gänge-Menü serviert und nach der Tourenbesprechung gingen wir zu Bett.
Bildergalerie:
1) Terme di Valdieri 1368m- 2) Rifugio Valasco 1763m
- 3) Lago inf. die Valscura 2274m
- 4) Lago del Claus 2344m
- 5) Rifugio E. Questa 2388m
12,8km 5,5h 1030hm 930hm mittel
Am Morgen stiegen wir von unserem Dachboden die Eisentreppe hinunter. Dabei hatten wir einen schönen Blick über
den See hinter der Hütte. Zum Frühstück gab es Brot, Butter, Marmelade und Nutella. Dieses Frühstück sollte sich
die nächsten Tage immer wiederholen.
Vom (1) Rifugio E. Questa 2388m stiegen wir ein kurzes Stück bergab. Dort trennten sich die Wege. Wir bogen rechts
ab und queren den Nordhang des Valasco-Kessels bis zum Taleinschnitt des (2) Val Morta 2120m. Unter uns konnten wir
Gämsen beobachten, die in sicherem Abstand von unserer Gruppe blieben. Im Val Morta begann der Aufstieg, wieder auf
ausgebauten Militärwegen hinauf zum (3) Colle del Valasco 2429m. Unterwegs konnten wir an der Baumgrenze interessant
geformte Lerchen sehen. Immer weiter hinein wandernd in die Felslandschaft kamen wir zur Scharte. Von dort konnten
wir schon den ersten See des Tages sehen. Nach kurzem Abstieg standen wir am (4) Lago inferiore di Fremamorta 2359m.
Dort machten wir am Ufer eine kleine Pause. Bis zum mittleren Fremamortasee war es nur ein kurzes Stück. Dort zweigte
der Weg in das Tal in Richtung Casa del Re ab. Über dem See konnten wir die rote Biwakschachtel des Bivacco Guiglia
sehen. Hier teilt sich der Weg. Ein weiterer Abzweig nach ca. 1,5 Stunden verwies auf einen kurzen Weg, der
Trittsicherheit erfordertet oder einen etwas längeren Weg zum Talschluss des Vollone di Valletta. Wir nahmen
natürlich die Herausforderung an und wählten den kürzeren Weg. Es gab dort zwei Stellen, an denen man etwas klettern
musste. Diese waren aber schnell überwunden und am Ende des Weges fanden wir die ausgeschilderte Abkürzung zum (5)
Rifugio Regina Elena 1835m. Der Weg war etwas schwieriger zu gehen, weil dieser über viele Steine und Felsblöcke
führte. Die Hütte der italienischen Alpenjäger wurde nach einem Leutnant der Alpenjäger benannt, der 1931 bei der
Besteigung des Rocco Gialeo ums Leben kam. An der Hütte wurden wir sehr nett empfangen. Sie war an diesem Tage
bewirtschaftet. Eine Bewirtung fand hier aber nicht wirklich statt. Damit hatten wir nicht gerechnet. Der Chef
kochte uns aber Pasta und mixte Eistee. Als Bezahlung steckten wir eine großzügige Spende in eine Box. Dann erklärte
er uns noch den Weg zur nächsten Hütte und schon kamen die nächsten Gäste.
Der Weg führte ein kurzes Stück hinunter in das Tal. Dort konnten wir an einer schmalen Stelle den Bach überschreiten
und kamen zum Aufstiegsweg. Noch mussten wir sechshundert Höhenmeter bei der Mittagssonne überwinden. In einer
mäßigen Steigung führte der Weg den Berg hinauf. Immer wieder konnten wir das (6) Rifugio Remondino 2430m aus
verschiedenen Perspektiven sehen. Zum Abschluss mussten wir um einen Felsen herumgehen und fanden dort die letzten
Stufen, die zur Hütte hinaufführten. Die Hütte Remondino ist einer der Ausgangspunkte für den Normalweg "dell'Argentera
Süd". Der Weg führt zur berühmten "Cima d'Argentera", die mit 3297m der letzte hohe italienische Gipfel der Alpen ist.
Vor der Hütte erwarteten uns Steinböcke, die dort in aller Ruhe grasten und sich ausruhten.
Wir konnten uns erfrischen und noch etwas vor der Hütte entspannen. Am Abend wurde das Abendessen eingedeckt. Das
Gericht wich nicht großartig vom Menü des Vorabends ab. Im Anschluss gaben sich die Hüttenchefs große Mühe uns den
Weg des nächsten Tages zu erklären. Wir wollten den Übergang durch das Gebirge probieren. Mussten aber auch erkennen,
dass es einige schwierige Stellen gab, die auf der Wanderkarte verzeichnet waren. Wir wollten es probieren, wussten
aber auch, dass es ein langer Weg werden konnte.
Bildergalerie:
1) Rifugio E. Questa 2388m- 2) Val Morta 2120m
- 3) Lago inf. di Fremamorta 2359m
- 4) Lago del Claus 2344m
- 5) Rifugio Regina Elena 1835m
- 6) Rifugio Remondino 2430m
19,7km 9h 1250hm 1400hm schwer
Wir wollten an diesem Tag wieder zum Via Alpina zurückkehren. Dafür gab es zwei Varianten. Die erste Variante
führte oberhalb des Tales an den Berghängen herum. Die zweite Variante direkt durch das Tal nach Terme di Valdieri.
Wir wollten den oberen Weg nutzen und gegebenenfalls absteigen, wenn dieser zu schwierig für uns wäre.
Vom (1) Rifugio Remondino 2430m wandern wir über Felsblöcke in Richtung der Cima della Madre di Dio (Gipfel Mutter
Gottes). Entgegen aller Wettervorhersagen fing es doch an zu regnen und damit wurde der Weg nicht leichter für uns.
Dann kletterten wir die erste Scharte hinauf und konnten von dort die erste schwierige Stelle erkennen. Der schmale
Pfad führt in einer Wiese über einer steilen Kante entlang. Trittsicherheit war bei dieser nassen Witterung
unbedingt erforderlich. Wir erreichten die nächste kleine Scharte. Dahinter wieder das gleiche Bild. Ein schmaler
Pfad in einer nassen Wiese, der aber dieses Mal mit Seilen gesichert war. Nach einer kurzen 30 Meter langen
Kletterpassage standen wir auf der (2) Cima del Piano 2480m Vom Pass ging es dann in einem langen Halbkreis,
unterhalb der westlichen Ausläufer der Argentera, in anderthalb Stunden hinauf zum (3) Rifugio Bolzano 2453m.
Es hatte langsam aufgehört zu regnen und an den Bergen gegenüber konnten wir einen Regenbogen sehen.
Der Hüttenwirt war etwas verwundert, dass wir diesen Übergang vom Rifugio Remondino gewählt hatte, riet aber ab,
den Weg weiterzugehen. Am Himmel zogen Wolken auf und es sah weiterhin sehr nach Regen aus. Wir bestellten
uns warme Getränke und Pasta. Dann machten wir uns schweren Herzens auf den Weg. Der Wirt war sehr nett und die
Hütte sehr gemütlich. Die Temperaturen waren gefallen und damit fiel uns das Weiterwandern etwas schwerer.
Von der Hütte mussten wir zum (4) Gias del Mosche 1591m absteigen. Über uns tummelten sich die Gämsen und vom Weg
hatten wir einen schönen Panoramablick zur Cima d'Argentera und konnten auf dem steilen Abstieg schnell Höhe verlieren.
Nach zwei Stunden standen wir am Fahrweg im Tal und vierzig Minuten später hatten wir (5) Terme di Valdieri 1368m.
erreicht. Hier hatte bereits alles geschlossen und damit fiel unsere Pause aus. Von der Terme mussten nun noch einmal
eintausend Höhenmeter überwunden werden. Der Weg schlängelte sich durch einen schattigen Buchenwald. In langen
Kehren stiegen wir langsam immer höher. Vor uns querte in aller Ruhe eine Gämse mit ihrem kleinen Kitz den Weg.
Auf der Hälfte des Weges erreichten wir den (6) Lagarot di Lourousa 1950m.
Von dort konnten wir das rot leuchtende Bivako Varrone erkennen. Dieses lag hoch über uns. Von dort hätten wir bei
der geplanten Variante absteigen müssen. Vor uns konnten wir bereits das (7) Rifugio Morelli-Buzzi 2349m in der
Ferne erkennen. Aber bis dorthin war es noch ein langer Weg. Nach etwas mehr als einer Stunde haben wir auch diesen
Abschnitt geschafft.
Der Hüttenwirt hatte mit dem Abendessen gewartet. Die Sonne war bereits am untergegangen. Wieder gab es eine Suppe
und Roastbeef. Wir mussten schon schmunzeln, wie sich die Hüttenwirte abgestimmt hatten. Zum Abschluss bestellten
wir einen hausgemachten Grappa. Der war mit Orangen und Kaffebohnen gebrannt worden und war sehr lecker. Der Geschmack
kam langsam nacheinander und überraschte uns sehr. Wir hatten ein tolles Lager unter der Dachspitze bekommen.
Allerdings mussten wir dorthin eine steile Leiter hinaufklettern. Das war nach dem langen Marsch nicht mehr für
jeden Wanderer einfach.
Bildergalerie:
1) Rifugio Remondino 2430m- 2) Cima del Piano 2480m
- 3) Rifugio Bozano 2453m
- 4) Gias del Mosche 1591m
- 5) Terme di Valdieri 1368m
- 6) Lagarot di Lourousa 1950m
- 7) Rifugio Morelli-Buzzi 2349m
16,4km 5h 800hm 1300hm mittel
Das Frühstück fiel am Morgen noch etwas einfacher aus, als die Tage zuvor. Das Brot war ausgegangen und jeder bekam
vier kleine Zwiebäcke. Satt waren wir davon nicht geworden. Der vierte Tag sollte nach der langen Tour des Vortages
etwas ruhiger werden und zum Ausruhen genutzt werden.
Von der (1) Rifugio Morelli-Buzzi 2349m war es zum (2) Colle del Chiapous 2532m nur ein kurzer Wegabschnitt. In
langen Kehren gingen wir in 45 Minuten im Schatten bergauf. Dann konnten wir den Stausee "Bacino del Chiotas" von
der Scharte unter uns erkennen. Der Weg dorthin war länger als man erahnen konnte. Beim Abstieg hörten wir den
Baulärm. Das Wasser im Stausee war um die Hälfte abgelassen worden. Kein schönes Fotomotiv. Am See überlegten wir,
ob wir nicht rechts um den Stausee herumgehen sollten. Ein Pfad war zwischen den Büschen am Ufer zu erkennen. Wir
entschieden uns über die Staumauer zu gehen. Das war ein Fehler, weil diese im hinteren Teil gesperrt war und wir
auf der Hälfte des Weges noch absteigen und unterhalb der Mauer weitergehen mussten. Am Ende führte ein Fahrweg
nach oben zur Staumauer. Nun nutzten wir aber den niedrigen Wasserstand aus und kürzten am See ab, denn der Fahrweg
machte noch einmal einen größeren Bogen. Dann mussten wir die letzten Meter zum (3) Rifugio Genova-Figari 2015m
hinaufgehen. Auf der Hütte wurden wir gut versorgt. Es gab Pasta, Toast und lokale Gerichte.
Nach der Pause wanderten wir den Fahrweg am Stausee entlang zurück. Aus der Ferne konnten wir erkennen, wie ein
Schäfer seine Herde in den Hang hineintrieb. Wir kamen kurz danach zum Abzweig und begannen mit dem Aufstieg zum
(4) Colle di Fenestrelle 2474m. Als wir an der Schafherde vorbeikamen, lagen überall kleine Lämmer im Gras. Sie
konnten kaum stehen. Später sahen wir, wie der Schäfer alle einsammelte. Der Weg stieg vor uns weiter stetig an
und bald konnten wir die Scharte sehen. Kurz davor mussten wir noch einmal ein paar Meter absteigen, bevor wir am
Colle di Fenestrelle ankamen. Wie auch schon an den anderen Übergängen der Vortage standen hier Steinböcke. Wir
beschlossen eine Pause einzulegen. Das gefiel einem Steinbock überhaupt nicht. Erst versteckte er sich direkt neben
uns, hinter einer Mauer eines eingefallenen Gebäudes. Später umrundete er uns und gab meckernde Geräusche von sich.
Ich hatte mich an die Mauer gesetzt, um etwas in den Schatten zu kommen. Plötzlich stand der Steinbock über mir auf
der Mauer und ich hatte Sorge, dass er einen Stein lostreten könnte. Also taten wir ihm den Gefallen und gingen
weiter. Ein langer Abstieg wartete auf uns. Das (5) Rifugio Soria-Ellena 1796m war am Talboden schon zu sehen. Dort
mussten wir nach dem Überschreiten des Baches nach links abbiegen und zu einem kleinen Gebäude gehen. Hinter dem
Haus konnten wir auf kurzem Weg den kleinen Hügel zur Hütte ersteigen. Diese erreichten wir nach 1,5 Stunden.
Auf der Hütte bekamen wir zwei kleine Zimmer und konnten uns frisch machen. Am Abend wurden lokale Spezialitäten
angeboten. Ich entschied mich wir Würste auf einem Spieß. Dazu gab es Cuneo-Bier, welches in einer verkorkten
Weinflasche verkauft wurde. Dieses probierten wir natürlich und wurden nicht enttäuscht.
Bildergalerie:
1) Rifugio Morelli-Buzzi 2349m- 2) Colle del Chiapous 2532m
- 3) Rifugio Genova-Figari 2015m
- 4) Colle di Fenestrelle 2474m
- 5) Rifugio Soria-Ellena 1796m
14,4km 6,5h 1400hm 1000hm schwer
Wieder stand ein Weg mit vielen Höhenmetern auf dem Plan. Dabei sollte die Grenze nach Frankreich überschritten
werden. Diese war nicht mehr weit von uns entfernt. Das Wetter war an diesem Tag etwas schlechter geworden und die
Wolken hingen am Morgen etwas tiefer.
Von dem (1) Rifugio Soria-Ellena 1796m gingen wir zuerst die wenigen Meter in das Tal hinab und bogen am weit
sichtbaren Wegweiser nach links ab. Es galt nun die ersten 700 Höhenmeter des Tages zu bewältigen, die wir langsam
angingen. In nicht allzu steilen Kehren schlängelte sich der Weg auf einer unter Mussolini angelegten Militärstraße
nach oben. Aus der gleichen Zeit stammen eine Kaserne und Schützenbunker nahe der Passhöhe. Am (2) Colle Finestra
2482m überschreiten wir die Grenze zwischen Italien und Frankreich. Um diesen historischen Pass ranken sich viele
Legenden und Schicksale. Im II. Weltkrieg nutzten Juden den Übergang für ihre Flucht und gerieten trotzdem in
Gefangenschaft. Sie wurden nach Auschwitz transportiert. Deshalb führt über diesen Pass einer der Freiheitspfade
eines italienisch-französisch-schweizerischen Gemeinschaftsprojektes "Gedächtnis der Alpen". Am Gebäude unterhalb
des Passes gibt eine Gedenktafel, die auf dieses Ereignis hinweist.
Von oben konnten wir bereits den Lac de Fenestre sehen, zu dem wir, vorbei an den alten Bunkeranlagen, abstiegen.
Der Weg wurde hinter der Grenze sofort schlechter und steiler. Am See vorbei, wanderten wir auf einer alten Pilgerroute
in Serpentinen hinunter zum (3) Refugio Madone de Fenestre 1912m. Hier wollten wir unsere Mittagspause einlegen
und ein Omlette essen. Leider gab es eine Kontrolle auf der Hütte und in dieser Zeit durfte der Koch uns nicht
bedienen und nichts kochen. Hungrig zogen wir nach einer Stunde Wartezeit weiter. An der Kirche startet unser
Wanderweg, der nun den Via Alpina und den GTA 52 (Grande Traversée des Alpes) vereint. Passend dazu begann es an
zu regnen. Über eine Schutthalde querten wir zu einer Felsstufe, die wir in einer leichten Kletterei überwinden
müssen. Beim Aufstieg über den Geröllhang verloren wir den Weg für einen kurzen Moment. Dank GPS waren wir bald
wieder auf der ausgeschilderten Route. Nun zog sich der Aufstiegsweg weit in das Tal hinein und dann erwartet uns
ein Blockfeld, über welches wir zum (4) Pas du Mont Colomb 2506m kamen. Die letzten Meter waren sehr steil. Genauso
steil wie der Aufstieg ist auch der Abstieg gleich hinter dem Pass. Eine kleine Kletterstelle brachte uns hinunter
in ein Blockfeld, welches wir durchsteigen mussten. Dabei waren wir immer auf der Suche nach den Markierungen.
Im Anschluss erwartete uns ein weiterer steiler Abstieg, der bis in das Tal kurz vor die Staumauer des (5) La
Barme 2163m führte. Von hier sahen wir bereits das (6) Refuge de Nice 2230m. Der See konnte nur auf der linken
Seite umwandert werden. Am nördlichen Ende des Sees mussten wir den Gegenanstieg zur Hütte hinaufgehen, welche
auf einem Felsrücken oberhalb des Sees lag. Das Refuge de Nice ist das älteste Refuge des Départements und wurde
vor über 100 Jahren erbaut. 2009 wurde die Hütte umfangreich rekonstruiert.
Nun hofften wir, dass uns der Hüttenwirt mit leckeren Speisen verwöhnte. Wieder irrten wir uns gewaltig. Das
Abendessen wurde bereits am frühen Nachmittag zubereitet und deshalb gab es keine warmen Speisen, obwohl die
Speisekarte auslag. Wenigstens ein Stück Kuchen wurde dann mit einem Kaffee serviert. Das reichte dann bis zum
Abendessen. Das 3-Gänge-Menü war sehr gut und im Anschluss wollten wir den nächsten Tag planen. Dazu benötigten
wir einen Kontakt zur nächsten Hütte. Wieder gab es keine Bereitschaft des Hüttenwirts uns bei der Tour zu unterstützen.
Auch für unsere Abreise am letzten Tag musste noch ein Rufbus bestellt werden. Ohne Handyempfang und mit der fehlenden
Unterstützung des Wirtes hatten wir keine Chance. Das sollte sich die nächsten Tage zu unserer Verwunderung nicht
ändern.
Bildergalerie:
1) Rifugio Soria-Ellena 1796m- 2) Colle Finestra 2482m
- 3) Madone de Fenestre 1912m
- 4) Pas du Mont Colomb 2506m
- 5) Lac de la Fous 2200m
- 6) Refuge de Nice 2230m
13,7km 5h 640hm 740hm mittel
Wir hatten auf der Hütte gut schlafen können. Für den sechsten Tag hatten wir eine nicht allzu lange Etappe vor
uns, da wir uns die Felsgravuren im Vallée des Merveilles anschauen wollten. Dort wurden Touren angeboten, bei
denen eine Besichtigung auch abseits der Wege möglich war. Da wir aber keinen Telefonempfang hatten, baten wir
den Hüttenwirt eine Führung für uns zu bestellen. Nach unserer Kenntnis wären wir am Eingang zur Nationalparkzone
abgeholt worden und hätten uns damit den langen Ab- und Aufstieg zum Mont Merveilles gespart. Aber der Hüttenwirt
lehnte es leider ab. Auch die Bitte nach der Reservierung des Rufbusses für den letzten Tag war nicht möglich.
Damit blieb immer noch unklar, wie wir zu unserem Zug kommen sollten.
Wir starteten nach dem einfachen Frühstück am (1) Refuge de Nice 2230m und wandern in 30 Minuten zum (2) Lac de
Nire 2353m. Hier bot sich eine sehr schöne Kulisse für unsere Fotoapparate. Dem Lac de Nire folgten noch drei
weitere Seen, in denen sich die umliegenden Berge spiegelten. Wie schon an den anderen Tagen, mussten wir auch an
diesem Tag einen steilen Aufstieg bewältigen. Dieser führte uns im Zickzack mit einigen wenigen Kletterstellen
zur (3) Baisse de Basto 2693m. Die Kletterstellen waren nicht schwierig. Oben auf der Scharte angekommen machten
wir eine kurze Pause. Hier waren aber auch andere Wandergruppen unterwegs. Deshalb stiegen wir über Steinfelder
zu einem kleinen See, den wir für unsere Mittagspause nutzten. Weiter ging es über sehr große Steinfelder, die an
einem sehr steilen Hang mit einem Schotterweg endeten, der etwas rutschig war. Nach der Überschreitung gelangen
wir an den Kreuzungspunkt zum Refuge de Valmasque. Hier verließen wir den Via Alpina und stiegen zur (4) Baisse
de Valmasque 2549m auf. Unter uns konnten wir den Lac du Basto erkennen, der langsam aus unserem Blickwinkel immer
kleiner wurde. Oben auf der Baisse de Valmasque angekommen, konnten wir das Vallée des Merveilles (Tal der Wunder)
sehen. Hier befindet sich die zweitgrößte prähistorische Fundstelle der gesamten Alpen. Beim nun folgenden Abstieg
hatten wir einen wunderschönen Blick auf das Vallée des Merveilles und zu den Gipfeln. Rechts befindet sich der
Mont Merveilles und links der Mont Bego. Dann kamen wir zum (5) Lac des Merveilles 2283m. Hier begann die Sperrzone
im Vallée des Merveilles. Es ist verboten, den Weg zu verlassen, Wanderstöcke zu benutzen und die Steine zu
berühren.
Überall standen Ranger, die die Einhaltung der Regeln überwachten. Im Tal gibt es mehr als 2500 Zeichen. Dazu
gehören Zeichen für Menschen, Tiere mit Hörnern und geometrische Figuren. Es wird vermutet, dass die Stiche hier
gemacht wurden, weil der Monte Bego reich an Eisen ist und damit der Gipfel besondere leuchtende Färbung hatte.
Die Männer dachten, dass die Götter in diesen Tälern lebten. Wir konnten uns vom Wegrand aus die bekannten Gravuren
wie, die Stele des Oberhauptes der Stämme oder Christus und Roche de l'Autel anschauen. Danach wanderten wir weiter
talauswärts und erreichten den Lac de Superior, an dem sich das (6) Refuge des Merveilles 2111m befindet.
Auf der Hütte angekommen, konnten wir wenigstens ein Mittagsgericht bestellen. Dann wurden uns die Regeln der Hütte
bekannt gegeben. Die Zimmer gab es erst um 19 Uhr. Bis dorthin mussten wir uns vor der Hütte oder im Gastraum
aufhalten. Dann wurde aus jeder Gruppe ein Vertreter zur Zimmerbegehung benannt, der an einem Rundgang teilnahm.
Wir hatten Glück und bekamen Lager in dem kleineren Zimmer. Das entschädigte etwas für die lange Wartezeit. Am
Abend wurden wir zum Abendessen platziert und dann gab es ein sehr gutes 3 Gänge-Menü. Somit wurde es noch ein
angenehmer Abend, obwohl wir immer noch nicht wussten, wie wir am nächsten Tag nach Tende zum Zug kommen sollten.
Wieder weigerte sich der Hüttenwirt für uns den Rufbus zu bestellen. Unsere Handys hatten immer noch keinen Empfang.
Bildergalerie:
1) Refuge de Nice 2230m- 2) Lac de Nire 2353m
- 3) Baisse du Basto 2682m
- 4) Baisse de Valmasque 2549m
- 5) Lac des Merveilles 2283m
- 6) Refuge des Merveilles 2111m
18km 5,5h 530hm 1100hm mittel
Am Morgen starteten wir am (1) Refuge des Merveilles 2111m, als die Sonne langsam über die Berge nach oben stieg
und die Landschaft in ein gelbes Licht tauchte. Der erste Wegabschnitt wiederholte sich. Auf diesem waren wir am
Vortag von der (3) Baisse de Valmasque 2549m abstiegen. Um den See herum kamen wir in die Zone des Nationalparks.
Vorbei an den Felsgravuren gehend standen wir bald am (2) Lac des Merveilles. Dann begann der Aufstieg zur Baisse
de Valmasque. Diese erreichten wir nach einer halben Stunde. Hier legten wir eine kurze Pause ein. Unter uns war
bereits der (4) Lac du Basto 2331m zu erkennen, unser nächstes Ziel. An einem großen Felsen tummelten sich mehrere
Gämsen. Als wir dort ankamen, machten sie uns bereitwillig Platz. Der Weg durch das Vallée de la Valmasque wurde
breiter und führte uns von See zu See. Wir wanderten nun wieder auf dem Via Alpina. Der nächste See war der (5)
Lac de Noir 2274m, den wir nach einer halben Stunde erreichten. Die klaren Seen liegen in einer eindrucksvollen
kargen Hochgebirgslandschaft, mit hohen Felsgipfeln. Als wir am dritten See ankamen, dem Lac de Vert, sahen wir
dann das (6) Refuge de Valmasque 2233m am gegenüberliegenden Ufer. Der Weg führte aber erst einmal über einen
Felsen. Dabei mussten wir leichte Kletterstellen überwinden. Zum Abschluss wanderten wir unterhalb der Staumauer
entlang und kamen im Gegenanstieg zur Hütte. Unsere Mittagspause konnten wir hier in einer wunderschönen Landschaft
verbringen. Der Hüttenwirt zauberte uns ein Omlette und wir versuchten noch einmal nach einem Rufbus zu fragen.
Fehlanzeige, es wurde behauptet, dass noch ein Bus fuhr. Ich hatte aber bereits von der Touristeninformation in
Tende die Information bekommen, dass der Bus nur bis Ende August fährt.
Dann machten wir uns auf den langen Weg in das Tal. Langsam schlängelte sich der Weg nach unten. Die Landschaft
veränderte sich und an den Wegrändern leuchteten die roten Ebereschen zwischen den Lärchen. Wasserfälle waren
abseits des Weges zu sehen. Dann kamen wir auf einen Fahrweg. Der war mit Steinen gepflastert, die sehr uneben
lagen. Das Gehen fiel uns sehr schwer und man musste sich sehr auf den Weg konzentrieren. Dann erreichten wir
den Wanderparkplatz. Von hier führte neben dem Weg zum Refuge de Valmasque auch ein Weg zum Refuge de Fontanalbe,
wo ebenfalls Felszeichnungen besichtigt werden konnten. Hier sollte man sich noch einmal orientieren, denn die
Straße fällt nach beiden Seiten ab. Wir erwischten natürlich zuerst die falsche Ausfahrt. Nach weiteren 45 Minuten
Fußmarsch standen wir am Ortseingangsschild von (7) Castèrino 1543m. Im Albergio Casterino beendeten wir bei einem
gut schmeckenden Baguette unsere Tour.
Aber damit waren wir noch nicht zurück in Nizza. In Casterino gab es mehrere Hotels und wir versuchten ein Taxi zu
bekommen. Man soll es nicht glauben. Kein Hotel rief ein Taxi oder gab uns eine Rufnummer. Nun wird man sagen, dass
es in Frankreich mit der englischen Sprache schwierig ist. Wir hatten aber auch Wanderinnen in der Gruppe, die
französisch sprachen. Auch trampen gestaltete sich sehr schwierig, weil die Autofahrer aufgrund einer fehlenden
Versicherung dies abwiesen. Somit endete unsere Tour mit einem bitteren Beigeschmack. So etwas haben wir in
Alpenländern auf unseren Touren noch nicht erlebt.
Es war eine sehr lange Tour in einer wunderschönen Landschaft. Die Hütten waren überwiegend modernisiert und in
einer sehr schönen Lage. Meist an einem Bergsee. Es war die längste Tour und sie hatte die meisten Höhenmeter.
Dies merkten wir auch beim langen Abstieg am letzten Tag. Bei sehr gutem Wetter konnten wir die Landschaft
genießen und auf dem Via Alpina wandern.
Bildergalerie:
1) Refuge des Merveilles 2111m- 2) Lac des Merveilles 2283m
- 3) Baisse de Valmasque 2549m
- 4) Lac du Basto 2331m
- 5) Lac de Noir 2274m
- 6) Refuge de Valmasque 2233m
- 7) Castèrino 1543m
Eine Erklärung zu den Symbolen und den Daten der Tagesetappen finden Sie unter dem Link "Zeichenerklärung". Weitere Informationen zur Tourenplanung und eine Checkliste stehen für Sie in der Rubrik "Hinweise" bereit.