Schneeschuhtour Silvretta
22km 3 Tage 1807Hm
Die Silvretta ist eine Gebirgsgruppe in den zentralen Ostalpen, an der Grenze zwischen Österreich und der Schweiz. 20 Gipfel reihen sich hier aneinander, die die 3000er Marke überschreiten. Ein bekannter Gipfel ist die Dreiländerspitze, an der die Bundesländer Tirol (Österreich), Vorarlberg (Österreich) und Graubünden (Kanton Schweiz) zusammentreffen. Vor allem auf der Nordseite in Österreich sowie in der Schweiz nördlich des Flüelapasses gibt es eine Vielzahl größerer und kleinerer Gletscher. Deshalb wird dieses Gebiet auch „Die Blaue Silvretta“ genannt. Fast alle bewirtschafteten Hütten befinden sich im österreichischen Anteil der Silvretta. Deshalb ist dieser Teil bei den Bergsteigern bekannter.
Bereits im Jahr 2006 wanderte ich das erste Mal durch diese Gebirgsgruppe und war bei der Silvrettadurchquerung von der Landschaft begeistert. Deshalb wollte ich noch einmal in dieser Region wandern. Geplant war eine Schneeschuhtour für 4 Tage in der Silvretta. Über die Wiesbadener Hütte wollten wir zur Tuoihütte auf die Schweizer Seite gehen und von dort über den Gletscher zur Silvrettahütte wandern. Ein Bergführer war gebucht und die Tour gut vorbereitet. Aber leider hatten wir etwas Pech mit dem Wetter, denn am Aufstiegstag zur Wiesbadener Hütte gab es einen Umschwung und es begann ordentlich zu schneien. Der Wetterbericht änderte sich täglich und ungünstigerweise trat die angesagte Verbesserung nicht ein. Wie es uns in den verschneiten Bergen rund um den Piz Buin erging und wie wir versuchten trotzdem eines unserer Ziele zu erreichen, können Sie nun in der folgenden Tourenbeschreibung lesen.
8,1km 3,5h 427hm 19hm mittel
Am Morgen trafen wir uns mit dem Bergführer in Feldkirch und fuhren gemeinsam mit dem Zug und dem Bus nach Partenen bei Gaschurn. Beide Orte liegen in der „Blauen Silvretta" und vereint nicht nur die imposante Gebirgskette, sondern auch die Nutzung von Wasserkraft durch die drei Stauseen Silvretta, Kops und Vermunt, welche zur Energiegewinnung genutzt werden. Dies sieht man bei der Ankunft. Der Ort ist durchzogen von Energieleitungen und große Wasserröhren, die von den Pumpwerken genutzt werden. Vom Bus gingen wir direkt zur Vermuntbahn, die uns zum Silvrettastausee an der Bielerhöhe hinaufbringen sollte. Leider kamen wir ein paar Minuten zu spät. An der Seilbahn wurde für eine Stunde die Mittagspause angezeigt. Das galt für den ganzen Ort. Nur ein italienisches Restaurant hatte geöffnet. Dort tranken wir einen Cappuccino und warteten. Noch sah das Wetter gut aus, aber für den Nachmittag war eine Änderung angesagt.
Pünktlich um 13 Uhr bekamen wir unsere Tickets und dann fuhr die Bahn in wenigen Minuten hinauf zur Bergstation, zur Bergstation Trominier auf 1731m hinaufbringt. Dort stiegen wir in einen Kleinbus um. Die Schneeschuhe und Rucksäcke kamen in einen Anhänger. Dann startete der Bus, fuhr um die Kurve und in einen engen Tunnel hinein. Dieser ist ca. 2,3 Kilometer lang und wurde 1930 für den Bau der Kraftwerke angelegt. Seit 1959 fahren die Tunnelbusse für die Touristen zur Bielerhöhe, um auch im Winter das Gebiet zugänglich zu machen. Nach ca. 10 Km und knapp 15 Minuten Fahrt standen wir an der (1) Bielerhöhe 2035m vor dem Berggasthof Piz Buin. Dort hab gerade ein Hubschrauber ab. Ein Bergwanderer wurde als vermisst gemeldet. Zum Glück wurde er auf der Hütte gefunden und der Einsatz konnte beendet werden. Wir legten nun unsere Schneeschuhausrüstung an und befestigten die Schneeschuhe an unseren Bergschuhen. Dann wurden die Lawinensuchgeräte getestet und wir begannen mit unserem Aufstieg.
Zuerst führte der Weg am Stausee auf einem Damm entlang. Dort war gleichzeitig auch eine Loipe angelegt worden. Nach ca. einem Kilometer bog der Weg an einem kleinen Technikhäuschen nach rechts ab. Nun gingen wir oberhalb des Sees in einem teilweise steiler werdenden Gelände entlang. Etwa eine Stunde später erreichten wir das Ende des Stausees. Dort war im Schnee der Lauf der Ill zu erkennen, die von den Gletschern den Berg hierher hinunter durch das Ochsental fliest. Etwa 75 Kilometer weiter endet der Fluss bei Feldkirch sogenannten Illspitz in den Rhein. Wir stiegen etwas oberhalb des Flusses weiter bergauf. Langsam wurde das Gelände steiler. Bald sahen wir oberhalb Markierungsstangen und versuchten im steilen Gelände diese zu erreichen. Der Wind wurde immer böiger und trieb uns die Eiskristalle in die Augen. Stellenweise hatten wir Mühe uns auf den Beinen zu halten. Der Weg führte dann etwas unterhalb der Hütte vorbei und weiter in einem größeren Bogen zum Eingang der Hütte. Wir waren froh, als wir diese erreichten, denn das Wetter wurde immer schlechter und das Schneetreiben immer stärker.
Unsere Sachen konnten wir im Trockenraum ablegen. Dann wärmten wir uns ersteinmal auf unnd bezogen unser Zimmer. Dieses war beheizt und auf dem Flur gab es Waschgelegenheiten. Am Abend wurde ein 3-Gang-Menü serviert. Wir überlegten unsere Route für den nächsten Tag. Es war zwar ein Schneefall von 10-15cm angesagt, aber bei dieser Schneemenge sollte der geplante Übergang zur Tuoihütte in der Schweiz möglich sein. Wir gingen pünktlich zu Bett, denn wir wollten am nächsten Tag fit für unsere Tagesetappe sein.
Bildergalerie:
1) Bielerhöhe 2035m- 2) Brücke über Ill 2050m
- 3) Wiesbadener Hütte 2443m
12km 5h 680hm 780hm mittel
Für den zweiten Tag war eine Wetterbesserung angesagt worden. Aber am Morgen schneite es noch ordentlich. Wir frühstückten auf der Hütte und warteten ab. Es gab ein kleines Buffet mit Müsli und sogar Weißbrot lag auf einem der Tabletts. Im Anschluss wurden die Rucksäcke gepackt, der Klettergurt angelegt und dann vor der Tür die Schneeschuhe angezogen. Der Schneefall ließ etwas nach. Wir starteten an der (1) Wiesbadener Hütte 2443m und gingen in Richtung Süden. Der Weg stieg gleich an und wir zogen unsere Spur durch den Schnee. Über Nacht waren mindestens 20cm Neuschnee gefallen. Zur linken Seite konnten wir die Felswände des Vermuntkopfes schemenhaft sehen. Als wir diesen passiert hatten, wurde der Weg etwas steiler. Langsam erreichten wir auf der Höhe von ca. 2700 Höhenmeter den Vermuntgletscher, der unter der geschlossenen Schneedecke lag. Die letzten Meter waren dann noch einmal etwas steiler und die Schneeschuhe rutschten auf dem Neuschnee. Dann erreichten wir das (2) Vermuntjoch 2798m. Am Joch befindet sich eine Unterstandhütte in der Bergwanderer bei schlechtem Wetter Schutz finden können. Wir machten eine kurze Pause und gingen dann weiter in Richtung der Tuoihütte. Gleich hinter dem Joch gab es einen steileren Abstieg, der zu einem kleinen Bergsee hinunterführt. Die Windböen wurden aber immer stärker und das Schneetreiben setzte wieder ein. Neben uns kamen schon kleine Lawinen von den Gipfeln hinunter und auch das Schneefeld vor uns sah nicht stabil aus. Auf der Schweizer Seite hatte es mehr geschneit, als wir geahnt hatten. Schweren Herzens trafen wir die Entscheidung umzukehren.
Wir stiegen auf dem gleichen Weg wieder hinunter in Richtung der Wiesbadener Hütte. Selbst unsere Spur war nur noch schwer zu erkennen. Das Schneetreiben wurde wieder etwas stärker. Zum Glück kamen die Böen jetzt von hinten und trieben uns bei Abstieg an. Vor der Hütte sahen wir auch andere Gruppen, die den Weg zurück wählten. Auf der Wiesbadener Hütte gab es genügend Platz, denn bei dem Wetter hatten einige Gruppen abgesagt. Zuerst gab es eine heiße Schokolade zum Aufwärmen. Danach bezogen wir wieder das gleiche Zimmer und ruhten uns etwas aus. Am Abend gab es ein 3-Gang-Menü, welches uns sehr gut schmeckte. Auch an die Vegetarier wurde gedacht. Nach dem Essen planten wir den nächsten Tag. Es war klar, dass wir bei der Wetterlage nicht in die Schweiz kommen konnten, denn der Hang am Vermuntjoch würde auch am nächsten Tag nicht begehbar sein. Aber ein Versuch über die obere Ochsenscharte zur Jamtalhütte könnte bei einer Wetterbesserung möglich sein. Die Gipfel waren dort weiter vom Abstiegsweg entfernt und damit die Lawinengefahr geringer. Auch andere Gruppen hatten diesen Plan. Nun hofften wir, dass das Wetter besser wird und wir am nächsten Morgen starten können.
Bildergalerie:
1) Wiesbadener Hütte 2443m- 2) Vermuntjoch 2798m
14km 6h 850hm 570hm mittel
Es hatte aufgehört zu schneien, aber es wehte immer noch ein starker Wind. Wir frühstückten erst einmal in Ruhe. Klar war aber auch, dass es bis zur Jamtalhütte eine längere Tagesetappe ist und wir rechtzeitig losgehen mussten. Als wir vor die Hütte traten, war der Wind weg und es klarte auf. Wir konnten sogar unser Tagesziel vom Vortag, das Vermuntjoch mit dem davor etwas überhängenden Gletscher sehen. Das machte Mut.
Also legten wir unsere Ausrüstung an und wanderten los. Schnell war zu merken, dass der Schnee heute noch tiefer war und wir langsamer vorankamen. Auch die Skitourengeher stiegen auf, denn auch sie hatten das Ziel zur Jamtalhütte zu kommen. Doch der Wind wurde wieder stärker und es fing wieder an zu schneien. Wir schafften in 45 Minuten gerade mal 100 Höhenmeter. Der Schnee wurde immer tiefer. Die Skitourengeher, die uns gerade überholt hatten, standen vor uns stellenweise schon bis zu den Knien im Schnee. Als der Wind noch stärker wurde brachen wir ab. Der Aufwand erschien uns zu groß, zumal auch die Sicht gleich null war. Wieder kehrten wir um. Zur Wiesbadener Hütte kamen wir schnell hinunter. Noch einmal zogen wir die Sachen aus und bestellten warme Getränke. Es war klar, dass wir nun nur noch absteigen konnten. Der Raum füllte sich langsam, dann auch die anderen Gruppen kamen zurück, an einen Übergang war auch an diesem Tag nicht zu denken.
Kurz vor dem Mittag begannen wir dann mit dem Abstieg. Der Schneefall ließ langsam nach und auch der Wind flaute langsam ab. Wir orientierten uns beim Abstieg an den Stangen, die bei der schlechten Sicht kaum auszumachen waren. Dann wurde es aber langsam klarer und wir konnten sogar schon die Gipfel um uns herum erkennen. Am Ende des markierten Weges ging es an in ein kurzes Steilstück. Bevor wir dieses begehen konnten, waren wir schon zwei Meter tiefer, denn die Schneekante brach neben uns ab. Das war ein Schreck. Aber dann wurde das Gelände wieder flacher. Wir orientierten uns am Flusslauf der Ill, der schneefrei war und wanderten durch das Ochsental hinunter zum (2) Silvretta-Stausee 2050m. Endlich war der Himmel blau und wir konnten noch einmal ein paar Fotos von der weißen Silvretta machen. Oberhalb des Stausee waren einige Stellen bei dem tiefen Schnee etwas schwieriger zu begehen. Aber das klappte ganz gut. Auch waren immer wieder Stellen, an denen am Vortag kleinere Lawinen hinuntergekommen waren. Am Nachmittag erreichten wir wieder die (3) Bielerhöhe 2035m. Dort wartete schon der Tunnelbus und brachte uns zur Vermuntbahn. Wir besorgten uns ein Hotel im Tal und blieben dort noch eine Nacht vor unserer Heimfahrt.
Wir hatten uns sehr auf die Tour gefreut. Wenigsten hatten wir die letzten zwei Stunden gutes Wetter und konnten uns an der Landschaft erfreuen. Ein versöhnlicher Abschied und vielleicht kommen wir ja wieder. Dann hoffen wir, dass wir es in den Schweizer Teil schaffen und die Tour zu Ende gehen können.
Bildergalerie:
1) Wiesbadener Hütte 2443m- 2) Silvretta-Stausee 2050m
- 3) Bielerhöhe 2035m
Eine Erklärung zu den Symbolen und den Daten der Tagesetappen finden Sie unter dem Link "Zeichenerklärung". Weitere Informationen zur Tourenplanung und eine Checkliste stehen für Sie in der Rubrik "Hinweise" bereit.